"Er war in einem mentalen Zustand, der es ihm nicht erlaubte, Leistung zu bringen" - Arnaud De Lie kämpft sich zurück

Radsport
Dienstag, 10 Juni 2025 um 11:30
arnauddelie
Arnaud De Lie zählt zu den größten Talenten im Profi-Peloton. Doch das vergangene Jahr war für den Belgier von Rückschlägen geprägt – sowohl körperlich als auch psychisch. Nach gesundheitlichen Problemen und mentalen Tiefpunkten arbeitet der 23-Jährige nun an seiner Rückkehr zur Form. Bei der bevorstehenden Tour de France könnte er wieder zu alter Stärke finden.
„Es war ein echter Schock für ihn“, erklärte Lotto-DS Nikolas Maes im Gespräch mit Wielerflits nach dem Brussels Cycling Classic. „Er hatte Atemprobleme. Es war nicht so, dass er nur 40 Kilometer fahren konnte, aber er musste sich an das Wettkampftempo erst wieder gewöhnen. Das Rennen hat deshalb ein verzerrtes Bild abgegeben.“
Dabei hatte De Lie stark in die Saison gestartet – mit einem Sieg bei der Étoile de Bessèges. Doch rechtzeitig zu den Frühjahrsklassikern wurde er von einem Atemwegsvirus ausgebremst. Seine wichtigsten Saisonziele waren damit früh außer Reichweite. Nach einer längeren Pause versuchte er im Mai bei der Rund um Köln das Comeback, stieg jedoch noch während der ersten Rennstunde aus. Auch die Boucles de la Mayenne ließ er daraufhin aus.
Den Wendepunkt brachte dann ein dritter Platz beim Brussels Cycling Classic. „Das war die Bestätigung für ihn: Ich bin noch immer ein Radprofi – und ein guter dazu“, so Maes. Doch der sportliche Leiter betont auch: Die psychische Komponente sei nicht zu unterschätzen. „Wenn es einem Fahrer mental nicht gut geht, trainiert er nicht richtig und vernachlässigt Details. Ich sage nicht, dass Arnaud nachlässig war – aber er war in einem mentalen Zustand, der ihn an seiner Leistung gehindert hat.“
Das Team versuchte, ihn mit Gesprächen, Tests und Unterstützung zu begleiten. „Am Ende aber muss der Fahrer selbst den entscheidenden Klick machen. Wir reden viel über marginale Gewinne – aber wenn das Fundament fehlt, nützt das alles nichts.“
Kaum war De Lie wieder auf Kurs, folgte der nächste Rückschlag: Beim Antwerp Port Epic stürzte er und musste erneut aufgeben. Glück im Unglück: Laut Teamangaben zog er sich keine ernsthaften Verletzungen zu und kann seinen Rennkalender wie geplant fortsetzen.
Nächster Halt: die Tour de Suisse. „Ein echter Härtetest“, sagt Maes. „Er muss dort wieder in den Rennrhythmus finden. Wenn das gelingt, will er auch Ergebnisse holen.“ Auch die belgische Meisterschaft steht auf dem Programm, ehe der Fokus auf der Tour de France liegt. Dort sieht Maes vor allem in der ersten Woche Chancen für seinen Schützling. „Er ist kein klassischer Sprinter, aber ein vielseitiger Fahrer. Wenn alles passt, kann er überraschen.“
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