Remco Evenepoel hat auf der 5. Etappe der
Tour de France ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. Der Belgier gewann das mit Spannung erwartete Einzelzeitfahren von Caen souverän – ganz wie angekündigt. Mit 16 Sekunden Vorsprung auf
Tadej Pogacar und über einer Minute auf
Jonas Vingegaard unterstrich der Zeitfahr-Weltmeister eindrucksvoll seine Ambitionen im Kampf um Gelb.
„Ich glaube, dass ich das schaffen kann. Ich kann mir Zeit für ihn nehmen. Ich kann das Trikot nehmen. Ich kann Vingegaard 50 Sekunden abnehmen“, hatte Evenepoel am Vorabend selbstbewusst verkündet. Einen Tag später war die Prophezeiung Realität. „Reden ist billig, nicht wahr? Aber wenn man es untermauert, ist es fair“, kommentierte
Luke Rowe im
Watt’s Occuring Podcast.Pogacar überzeugt, Vingegaard mit Rückschlag
Tadej Pogacar lieferte trotz seiner schwächeren Zeitfahrleistung beim Critérium du Dauphiné eine überzeugende Vorstellung. „Pog war knapp dran, Mann“, lobte
Geraint Thomas. „Sechzehn Sekunden hinter Remco – das ist eine Wahnsinnsleistung.“ Vingegaard dagegen büßte mit über einer Minute Rückstand empfindlich Zeit ein. „Ich dachte, er würde sich leicht verbessern... aber nicht eine ganze Minute“, gab Thomas zu.
Evenepoels Technik sorgte ebenfalls für Diskussionen. „Er war erheblich langsamer in den Kurven als Pogacar – was hat er dann auf den Geraden gemacht?“, wunderte sich Rowe. Die Antwort dürfte in der schieren Kraft des Belgiers liegen – auf dem flachen, offenen Kurs konnte er seine hohen Wattzahlen perfekt zur Geltung bringen.
Thomas verliert den Faden – und nimmt Tempo raus
Geraint Thomas selbst fuhr das
Zeitfahren nicht zu Ende mit vollem Einsatz. Zunächst gut im Plan, bekam er keine Zwischenzeiten vom Teamauto – und schaltete zurück. „Ich dachte, ich liege meilenweit zurück“, erklärte der Waliser. „Da bringt es nichts, auf den letzten 11 Kilometern alles zu geben, nur um 20. zu werden.“ Auch wenn er das Rennen nicht voll durchzog, genoss er den Kurs: „Schöne Strecke, großer, offener Kurs, typisch TT. Es war gut, mal ein bisschen rauszukommen.“
Affini glänzt, UAE kontrolliert – Ausreißertag voraus?
Einen Überraschungscoup landete Eduardo Affini: Nach vier Tagen harter Teamarbeit fuhr er auf Rang drei. „Solider Ritt“, lobte Rowe. „Und netter Kerl dazu.“ Der Titel „Chappo of the Day“ ging im Podcast verdient an Evenepoel und Affini gemeinsam.
Mit Blick auf die morgige 6. Etappe kündigte Thomas einen möglichen Angriff an: „Ich denke, das ist ein Tag für G und die Ausreißer“, so Rowe. Thomas stimmte zu: „Ja, ich glaube, da geht was.“
Doch die Konkurrenz wird es nicht leicht machen. UAE will das Gelbe Trikot behalten und dürfte das Renngeschehen kontrollieren. „Sie werden ihre Jungs schonen wollen und hoffen, dass ein anderes Team die Verfolgung übernimmt“, glaubt Thomas.
Psychischer Druck wächst
Neben Taktik und Leistung sprach Thomas auch über die mentalen Belastungen der Tour. „Niemand bremst mehr – es ist wie ein Spiel mit Hühnern“, sagte er. „Du fährst 70, 80 km/h, und alle kämpfen um Position. Es ist es einfach nicht wert.“ Die psychische Belastung sei enorm: „Du denkst nur: Ich brauche Koffein, um das irgendwie zu bewältigen.“
Doch trotz aller Zweifel bleibt Thomas kämpferisch: „Wir haben immer noch Motoren. Wir können das noch. Entweder stellen wir uns wieder rein – oder wir spielen weiter mit.“ Eine klare Ansage, die auch ein Echo früherer Erfolge trägt. Denn, wie Luke Rowe erinnerte: „Du hast das Gelbe Trikot zu Hause hängen.“ Und auch wenn’s wehtut, nicht mehr ganz vorne dabei zu sein – Thomas weiß: Seine Zeit ist noch nicht vorbei.