Wout Van Aert hat in dieser Saison viel Kritik einstecken müssen – oft laut, selten gerecht. Doch mit dem Etappensieg auf den Champs-Élysées setzte der Belgier ein starkes Zeichen: Als erster Fahrer in diesem Jahr gewann er bei beiden Grand Tours eine Etappe – und brachte auf der Schlussetappe der
Tour de France ausgerechnet Tadej Pogacar mit einer Attacke ins Wanken.
„Er hatte sie schon lange im Visier“, verriet Teamkollege
Tiesj Benoot nach dem Rennen gegenüber Sporza. „Manchmal hat er sich auf dem Veloviewer nicht den nächsten Tag angeschaut, sondern nur diese letzte Etappe. Dass er sie im direkten Duell mit Pogacar so beenden konnte… das schaffen nicht viele.“
Eine Tour voller Zweifel – und ein Ende mit Ausrufezeichen
Die Tour de France verlief für
Visma - Lease a Bike alles andere als glatt. Der Gesamtsieg blieb außer Reichweite, die Konkurrenz – allen voran UAE Team Emirates – zwang die niederländische Mannschaft zu aggressiven Taktiken. Gleichzeitig stand das Team unter ständiger Beobachtung: Entscheidungen wurden öffentlich seziert, Strategien infrage gestellt.
In diesem Spannungsfeld wuchs van Aert zu alter Stärke zurück. Während sich Benoot – selbst ohne taktische Rolle am Finaltag – mit sieben Minuten Rückstand ins Ziel schleppte, spielte sich vorne ein starkes Kollektivspiel ab: Victor Campenaerts bereitete die Positionierung vor, Matteo Jorgensons Attacken setzten Pogacar unter Druck – und van Aert vollstreckte.
„Wout verdient das alles so sehr“, betonte Benoot. „Er hat so viel Pech gehabt, so viele Zweifel aushalten müssen. Aber er hat nie aufgegeben. Viele Fahrer ließen am Samstag die Disziplin schleifen – Wout wog noch immer akribisch sein Essen ab. Das sagt alles über seine mentale Stärke. Darüber muss man eigentlich keine Worte mehr verlieren.“