"Er führt zuerst mit Taten, dann mit Worten" – Guercilena zieht Giro-Bilanz: Teamgeist, Triumphe und das bittere Pech von Giulio Ciccone

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 05 Juni 2025 um 15:00
ciccone
Mit sechs Etappensiegen und dem Gewinn des Maglia Ciclamino blickt LIDL-Trek auf einen der erfolgreichsten Giro d’Italia der Teamgeschichte zurück. Entsprechend zufrieden zeigt sich Teamchef Luca Guercilena im Gespräch mit Bici.Pro – auch wenn der Sturz von Giulio Ciccone vor der 15. Etappe einen schmerzlichen Schatten auf den Gesamteindruck wirft.
„Wir haben schon früher Etappen und sogar das Punktetrikot gewonnen, aber nie mit einer solchen Dominanz“, erklärt Guercilena. „Dieses Mal haben wir sechs Etappen geholt – so etwas haben wir noch nie geschafft, weder beim Giro noch bei einer anderen Grand Tour.“ Besonders bemerkenswert: Die Siege kamen von gleich drei verschiedenen Fahrern – Mads Pedersen, Daan Hoole und Carlos Verona. „Das macht diesen Erfolg umso außergewöhnlicher.“

Ciccones Ausfall schmerzt

Trotz aller Freude über die Etappenerfolge bleibt der Ausfall von Giulio Ciccone ein emotionales Thema. Der Italiener hatte das Ziel im Blick, im Gesamtklassement ganz vorne mitzumischen, als ihn ein schwerer Sturz zum Ausstieg zwang. „Das ist sehr bedauerlich“, sagt Guercilena. „Er hat das Zeitfahren gut überstanden, und die dritte Woche mit ihren Anstiegen hätte ihm perfekt gelegen.“ Für den Teamchef bleibt der Giro eine unerfüllte Mission für Ciccone: „Er war in Topform, hatte die ideale Rolle – aber aus irgendeinem Grund konnte er noch nie zeigen, wozu er wirklich fähig ist. Wir glauben weiter an ihn. Er wird es wieder versuchen. Wir werden es wieder versuchen.“
Der Rückschlag schweißte das Team nur noch enger zusammen – eine Qualität, auf die Guercilena stolz ist. „Manche Teams holen ihre Ergebnisse mit einem überragenden Einzelfahrer. Unser Ansatz war immer: Wir gewinnen als Gruppe.“ Dass Mads Pedersen dabei eine herausragende Rolle spielt, betont er mehrfach. „Ein wettbewerbsfähiges Team wächst zusammen – denn wenn man gewinnt, gewinnt man mehr.“
Auch die geringe Fluktuation im Kader sieht Guercilena als Erfolgsfaktor: „Viele unserer Fahrer bleiben jahrelang – das schafft enge Beziehungen. Außerdem verbringen wir vor den Rennen mehr gemeinsame Zeit in Camps. Das stärkt den Teamgeist enorm.“ Probleme während einer Grand Tour lassen sich so leichter lösen – „weil die Gruppe zusammenhält.“

Pedersen als Leitfigur

Besonders hebt Guercilena die Rolle von Mads Pedersen hervor – nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge. „Mads ist unser Fahnenträger. Er ist bei uns Profi geworden und wird bei uns bleiben. Was ihn so besonders macht: Trotz seines Status als Weltklassefahrer stellt er sich immer in den Dienst der Mannschaft.“ Für Guercilena verkörpert der Däne alles, wofür LIDL-Trek stehen will: „Er ist eine charismatische Figur, ein natürlicher Anführer. Er führt zuerst mit Taten, dann mit Worten – ein brillantes Beispiel für das, was wir sind.“
Klatscht 0Besucher 0