"Wir wurden ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt" - Tom Pidcock zieht gemischte Giro-Bilanz

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 05 Juni 2025 um 8:00
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Dank einer zusätzlichen Wildcard durfte das Schweizer Q36.5 Pro Cycling Team in diesem Jahr erstmals beim Giro d’Italia an den Start gehen. Um das Vertrauen der Veranstalter zu rechtfertigen, reiste die Mannschaft mit ihren prominentesten Fahrern an: Tom Pidcock und Matteo Moschetti sollten für Schlagzeilen sorgen. Am Ende standen zwei Podiumsplätze – achtbar, aber nicht ganz das, was sich das Team vorgenommen hatte.
„Wir sind mit viel Ehrgeiz angereist und wurden ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, erklärte Pidcock gegenüber dem Independent. „Natürlich wussten wir, dass es schwierig wird. Aber wir wollten mehr: einen Etappensieg oder zumindest ein Top-Ten-Ergebnis in der Gesamtwertung.“ Stattdessen musste sich der Brite mit Rang 16 im Klassement und einigen Achtungserfolgen auf Etappen begnügen.
Ein bitterer Moment ereignete sich auf der Königsetappe über den Colle delle Finestre. Pidcock galt als Kandidat für die Fluchtgruppe – doch ein technisches Problem verhinderte die Offensive. „Mein Funk war kaputt, ich habe das Timing verpasst. Ich war ziemlich sauer“, so der 24-Jährige.
Hoffnungen auf einen großen Tag keimten auch auf der neunten Etappe auf, die über die weißen Schotterstraßen der Toskana führte – Terrain, auf dem Pidcock bereits 2023 die Strade Bianche gewann. Doch ein Reifenschaden und ein Massensturz warfen ihn zurück. „Das war wohl meine größte Chance. Ich hatte viel Pech. Aber das Team ist an dem Tag großartig gefahren. Darauf können sie stolz sein.“
Rückblickend musste Pidcock einräumen, dass ihm in der Schlussphase die Frische fehlte: „Ich denke, ich habe den Preis für meinen frühen Formhöhepunkt gezahlt. Ich war schon im Januar extrem motiviert und in Topform – vielleicht zu früh. Im Lauf der Monate hat mir dann dieses letzte Quäntchen gefehlt.“
Mit seinem Wechsel von INEOS zu Q36.5 suchte Pidcock nach einer Führungsrolle – und fand sie. Die Verantwortung sei eine wertvolle, aber auch herausfordernde Erfahrung gewesen: „Ich war die zentrale Figur im Team, alle haben für mich gearbeitet. In der letzten Woche, wenn es einem selbst nicht gut geht, trotzdem motivierend voranzugehen – das ist nicht leicht.“

Kein Cross-Winter in Sicht

Auf Cyclocross verzichtete der Weltmeister von 2022 in diesem Jahr bewusst. „Ich brauchte einen ordentlichen Reset, und für die erste Saisonhälfte war das definitiv die richtige Entscheidung.“ Ob ein Comeback im Gelände bevorsteht, ließ er offen: „Cyclocross ist hart – körperlich und mental. Wir haben ein intensives Straßenprogramm, da muss man sehen, was noch geht.“
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