"Einfach so unglaublich traurig" - Thijs Zonneveld über Yates’ Giro-Sieg, Sponsorenskandale und das Wesen des Radsports

Radsport
Montag, 02 Juni 2025 um 17:00
Simon Yates siegte 2025 eindrucksvoll beim Giro
Der Giro d’Italia 2025 endete am Sonntag in Rom mit einem karriereprägenden Erfolg für Simon Yates, der endlich die Dämonen des Colle delle Finestre besiegte – jenen Anstieg, der ihm 2018 den Traum vom Giro-Sieg zerstört hatte. Im „Inde Waaier“-Podcast analysierte der niederländische Journalist Thijs Zonneveld die letzte Etappe, das Gesamtklassement und die tieferliegenden Probleme des Profiradsports – nachdenklich, emotional und teils bissig.
Der Tag begann mit einem bewegenden Moment: einer Schweigeminute zum Gedenken an Daisy Gesink, die Ehefrau des früh verstorbenen niederländischen Profis Robert Gesink.
„Jeder, der es miterlebt hat, war so schockiert“, sagte Zonneveld. „Es ist einfach so unglaublich traurig, dass jemand so jung stirbt. Ich fand es sehr schön, dass Visma und der Giro das so aufgegriffen haben. Gesink ist einer der Gründer des Teams – ohne ihn würde das Team vielleicht gar nicht mehr existieren. Es ist einfach tragisch.“
Zur Etappe selbst äußerte sich Zonneveld eher kritisch. Das traditionsgemäß ruhige Finale in Rom überzeugte ihn sportlich kaum.
„So eine Etappe gefällt mir überhaupt nicht“, so Zonneveld. „Bis zu den letzten Kilometern war das eher eine Prozession. Aber was Visma dann gemacht hat, war wieder einmal herausragend – und Kooij hat den Sprint sauber zu Ende gefahren. Am beeindruckendsten war allerdings Affini, der auf den letzten Metern fast einen ganzen Kilometer rausgeholt hat, um Van Aert und Kooij in Stellung zu bringen.“
Im weiteren Verlauf des Podcasts wurde Zonneveld deutlich politischer. Besonders das Sponsoring von Radsportteams durch Staaten mit problematischen Menschenrechtslagen kritisierte er scharf.
Zonneveld beurteilte den israelischen Premier Tech-Sponsor brutal
Zonneveld beurteilte den israelischen Premier Tech-Sponsor brutal
„Ich finde es inakzeptabel, dass Israel immer noch Namenssponsor eines Teams ist“, sagte er mit Blick auf Israel – Premier Tech. „Es ist eigentlich verrückt, dass ein Land, dem Völkermord vorgeworfen wird, ein Radsportteam finanziert. Und niemand spricht darüber. Es ist, als sei es ein normaler Markenname – aber das ist nicht normal.“
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Team UAE Emirates in den letzten Jahren zu einem der dominierenden Rennställe aufgestiegen ist, blieben nicht verschont.
„Das Gleiche gilt für die Emirate. Ein Land, das seit Jahren Menschenrechte verletzt, stellt das beste Team der Welt – und niemand thematisiert das. Der Radsport hat wirklich keine glanzvolle Sponsorenstruktur.“
Abseits dieser Kritik ging Zonneveld auch auf die sportlichen Besonderheiten des Radsports ein. Für ihn liegt die Faszination des Sports gerade in seiner Unberechenbarkeit.
„Der Radsport ist kein Sport, bei dem immer der Beste gewinnt – und genau das ist das Interessante“, erklärte er. „Man muss nicht der Stärkste sein, um zu gewinnen. Es gibt viele Wege: Taktik, Glück, ein guter Moment.“
Trotz des großen Erfolgs von Simon Yates betonte Zonneveld, dass auch Fortuna mitgeholfen habe.
„Seien wir ehrlich: Yates hatte einfach auch Glück. Er war genau einmal der beste GC-Fahrer – und das war auf der Finestre. Dass er dort triumphierte, lag zu großen Teilen auch an der Zusammenarbeit von Herrn Del Toro und Herrn Carapaz.“
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