In nur sechs Jahren hat Slowenien einen kometenhaften Aufstieg erlebt: Von einer Nation ohne einzigen Grand-Tour-Sieg ist das kleine Land zu einer der dominierenden Kräfte im Weltradsport geworden. Tadej Pogačar, vierfacher Tour-de-France-Sieger und aktuelles Aushängeschild des slowenischen Radsports, sprach beim „Tadej-Pogačar-Cup“-Kriterium in seiner Heimatstadt Komenda über diese Entwicklung – und die wachsende Begeisterung der Jugend.
Begeisterung im Nachwuchs wie nie zuvor
Das Kriterium war mehr als nur ein Schaurennen: 371 Fahrer standen am Start, darunter sechs WorldTour-Profis. Für Pogačar ist diese Resonanz das beste Zeichen für die Zukunft:
„Der slowenische Radsport entwickelt sich wirklich gut, was man am besten an den Jüngsten sieht. Immer mehr treten Vereinen bei, nehmen an Wettkämpfen teil und zeigen echtes Interesse.“
Sein Argument: Je mehr Kinder sich für den Sport begeistern, desto höher die Chance, dass eines davon die Ausdauer und den Willen mitbringt, den Sprung in die Weltspitze zu schaffen.
Stars und Rekorde im Miniformat-Land
Mit nur etwas über zwei Millionen Einwohnern bringt Slowenien seit Jahren Fahrer hervor, die auf höchstem Niveau Siege einfahren.
- Tadej Pogačar: 5 Grand-Tour-Siege, 9 Monumente, 1 Weltmeistertitel, über 100 Profisiege.
- Primož Roglič: ebenfalls 5 Grand-Tour-Siege, ein Monument, Olympiagold im Zeitfahren.
- Matej Mohorič: Monument-Sieger, Allrounder mit Erfolgen in mehreren Disziplinen.
Und die Talentschmiede läuft weiter: Jako Omrzel, frisch aus der Juniorenklasse, gewann schon das bedeutendste U23-Etappenrennen der Saison und den nationalen Meistertitel – eine Leistung, die Pogačar in diesem Alter selbst nicht gelang.
Ein Kreislauf aus Erfolg und Motivation
Der Erfolg der großen Namen befeuert die Ambitionen der Nachwuchsfahrer – und umgekehrt.
„Selbst wir auf höchstem Niveau spüren den Druck, vergangene Ergebnisse zu bestätigen. Für die Jüngeren ist es oft Motivation – weil sie sehen, dass diese Welt nicht unerreichbar ist, sondern eine Chance, die sie selbst ergreifen können“, erklärt Pogačar.
Slowenien will die Tour 2029 starten
Ein ehrgeiziges Ziel steht schon auf der Agenda: Slowenien hat offiziell Interesse angemeldet, den Grand Départ der
Tour de France 2029 auszurichten. Geplant sind drei Etappen auf slowenischem Boden – eine Premiere.
„Das wäre außergewöhnlich für den slowenischen Sport. Als ich sechs Jahre alt war, konnten wir nur davon träumen, eine Etappe des Giro oder der Tour live zu sehen. Wenn die Tour damals nach Slowenien gekommen wäre, hätte mich das wohl noch schneller motiviert“, so Pogačar.
Über die finanziellen Details wollte er nicht spekulieren:
„Alles ist relativ – für die einen teuer, für die anderen nicht. Aber ich hoffe sehr, dass es klappt.“
Das kleine Land zwischen Alpen und Adria scheint entschlossen, nicht nur weiter große Champions hervorzubringen, sondern bald auch den größten Radsportzirkus der Welt an die eigene Haustür zu holen.