„Ein Team wie INEOS hatte nie eine Chance“ – Belgischer Experte erklärt, warum Red Bull – BORA für Evenepoel alternativlos war

Radsport
Mittwoch, 06 August 2025 um 14:30
evenepoel
Nach Monaten endloser Spekulationen ist es offiziell: Remco Evenepoel verlässt Soudal – Quick-Step und unterschreibt einen langfristigen Vertrag bei Red Bull – BORA – hansgrohe. Der zweifache Olympiasieger beendet damit eine der längsten Transfersagas des modernen Radsports. Doch warum gerade jetzt und warum das deutsche Team?
Schon lange war es nicht die Frage, ob, sondern wann Evenepoel Soudal – Quick-Step verlassen würde. Obwohl sein Vertrag noch bis 2026 lief, deuteten schon während der Tour de France kryptische Antworten und sein Unbehagen mit dem GC-Projekt auf einen Abschied hin. Wie der belgische Kommentator Christophe Vandegoor gegenüber Sporza erklärte, war jedoch nie mit einem großen Bieterkrieg zu rechnen: „Ein Team wie INEOS hatte nie eine Chance“, so Vandegoor. Der Grund liegt bei Specialized.
Evenepoel ist seit Jahren eng mit der US-Marke verbunden und gilt als ihr Aushängeschild – ähnlich wie Mathieu van der Poel bei Canyon. „Specialized wollte nicht, dass er bei Pinarello landet. Das schloss INEOS und vermutlich auch andere Teams von Anfang an aus“, sagte Vandegoor. Bei Red Bull – BORA – hansgrohe findet Evenepoel nun eine seltene Kombination: Er behält sein vertrautes Material, wechselt aber in eine Struktur mit besserer GC-Unterstützung, mehr Ressourcen und der High-Performance-Kultur eines Red-Bull-Projekts mit Formel-1-Ambitionen.
Trotz hoher Ablösesumme sei Geld laut Vandegoor nicht der entscheidende Faktor: „Ich habe noch nie gehört, dass Remco hinter einem höheren Gehalt her war. Das war eine sportliche Entscheidung.“ Die Anzeichen dafür sind klar: Evenepoel wird nicht allein wechseln. Teile seines engen Umfelds – darunter Sportdirektor Klaas Lodewyck, Soigneur David Geeroms und Mechaniker Dario Kloeck – sollen ihm folgen. „Solch ein Wechsel mit vertrauten Personen ist bei Fahrern dieses Formats normal“, so Vandegoor. „Geeroms war sogar einmal sein Babysitter. Dieses Vertrauen ist unbezahlbar. Aber auch sportlich ist es gut, dass er nun öfter gefordert wird – Topfahrer brauchen das.“
Auf dem Papier ist Red Bull – BORA – hansgrohe noch kein „Galaktisches Team“, doch die Ambitionen passen perfekt: Beide Seiten wollen die Tour de France gewinnen. Unklar bleibt, wie Evenepoel in eine Mannschaft passt, die mit Primoz Roglic bereits einen GC-Star und mit Florian Lipowitz ein aufstrebendes deutsches Talent besitzt. Vandegoor glaubt, dass die interne Rollenverteilung noch offen ist: „Remco ist jetzt der große Star, aber Lipowitz hatte seinen Durchbruch bei der Tour. Roglic will noch ein großes Ergebnis. Das wird ein spannender Winter am Reißbrett.“
Bei Soudal – Quick-Step herrscht offiziell keine Panik. Das Team hat seine Ausrichtung schon länger wieder stärker auf Klassiker verlagert. Vandegoor warnt jedoch vor Fehlinterpretationen: „Die Idee, dass sie die Gesamtwertung aufgeben, stimmt nicht. Mit Kletterern wie Mikel Landa, Ilan Van Wilder und Louis Vervaeke bauen sie das GC-Projekt neu auf. Gerade Van Wilder könnte nun mehr Freiheiten erhalten.“
Offen bleibt, wie Sponsoren reagieren. Soudal stieg bei Quick-Step ein, um mit einem belgischen Superstar die Tour zu gewinnen. Nun ist dieser Star weg – und auch Specialized könnte ihm folgen. „Soudal verließ Lotto, weil sie mit Remco gewinnen wollten. Bleiben sie nun? Oder folgt Specialized Evenepoel? Die Gerüchte sind überall“, sagt Vandegoor.
Für Evenepoel selbst fühlt sich der Schritt bereits wie eine Befreiung an. Nach sechs Jahren als Goldkind und Blitzableiter bei Quick-Step könnte der Tapetenwechsel genau das sein, was er braucht. „Die Seifenoper ist vorbei“, so Vandegoor. „Alle können weitermachen – auch Remco. Ein neues Team, eine neue Umgebung, vielleicht interne Konkurrenz. Das könnte genau die Herausforderung sein, die ihn noch stärker macht.“
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