„Ein schwarzer Tag für den Radsport“ – Proteste erzwingen Neutralisierung der 11. Vuelta-Etappe in Bilbao

Radsport
Donnerstag, 04 September 2025 um 8:30
Campenaerts
Der Mittwoch der Vuelta a España 2025 wird den Radsportfans weniger wegen spannender Rennaktionen, sondern vor allem wegen chaotischer Szenen in Erinnerung bleiben. Eigentlich sollte die 11. Etappe mit einem packenden Bergfinale in Bilbao ein Highlight der Rundfahrt sein. Doch pro-palästinensische Demonstranten blockierten die Zielgerade und zwangen die Organisatoren, das Rennen drei Kilometer vor dem Ziel zu neutralisieren. Damit entfiel auch die Vergabe eines Etappensieges – ein bitterer Schlag für Fahrer und Zuschauer.
Die politischen Spannungen hatten sich bereits seit dem Start der Rundfahrt abgezeichnet. Immer wieder unterbrachen Protestgruppen das Rennen, warfen Israel Völkermord im Gazastreifen vor und griffen das Sponsoring des Teams Israel – Premier Tech ins Visier. Besonders im Zielbereich in Bilbao eskalierte die Lage. Aus Angst, dass die Absperrungen nicht halten würden, entschieden sich die Verantwortlichen zur Neutralisierung – ein Schritt, der das sportliche Geschehen komplett überschattete.
Für Tom Pidcock war dieser Tag besonders frustrierend. Der Brite hatte Jonas Vingegaard im roten Trikot gleich zweimal in Schwierigkeiten gebracht und damit seine bislang beste Leistung im Gesamtklassement gezeigt. Doch statt als Etappensieger gefeiert zu werden, sah er seine Mühen ohne Ergebnis verpuffen.
Auch bei Visma | Lease a Bike mischten sich Enttäuschung und Pragmatismus. Victor Campenaerts lobte die Teamkollegen, die das Rennen von Beginn an kontrollierten. „Der Plan war klar: Wir wollten um den Etappensieg fahren“, erklärte er. „Dylan van Baarle und Wilco Kelderman haben das Tempo hochgehalten, drei Fahrer gingen zwar in die Offensive, doch wir wussten, dass es schwer für sie werden würde.“ Mit Blick auf den Ausgang fügte er hinzu: „Natürlich ist es schade, dass es keine Ergebnisse gibt. Aber wir haben Zeit gutgemacht, und Joao Almeida bleibt der Mann, den wir am meisten fürchten.“
Sportdirektor Jesper Mørkøv teilte die gemischten Gefühle. „Wir wollten diese Etappe unbedingt gewinnen, das hat jeder gesehen. Aber am Ende mussten wir akzeptieren, was passiert ist. Die Organisatoren haben uns klar informiert, und wir haben es direkt an die Fahrer weitergegeben.“ Mit einem strategischen Unterton ergänzte er: „Jonas hat Stärke gezeigt, doch auch Pidcock war explosiv. Er ist ein ernsthafter Rivale, den wir sehr genau im Blick haben werden.“
Die 11. Etappe der Vuelta 2025 ging somit ohne Sieger in die Bücher ein – ein seltenes und symbolträchtiges Kapitel, das die Spannungen zwischen Sport und Politik einmal mehr deutlich machte.
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