„Darf nie andere gefährden“ – Visma-Chef Richard Plugge verurteilt Vuelta-Proteste scharf

Radsport
Donnerstag, 04 September 2025 um 8:00
richardplugge
Die 11. Etappe der Vuelta a España endete im Chaos. Demonstranten blockierten die Zielgerade in Bilbao, sodass die Organisatoren gezwungen waren, das Rennen drei Kilometer vor dem Ziel zu neutralisieren. Für Tom Pidcock, der mit einer überragenden Vorstellung Jonas Vingegaard gleich zweimal distanziert hatte, war es ein bitteres Ende. Statt eines möglichen Etappensieges blieb nur Frustration – das Sportliche wurde vom Politischen überschattet.
Richard Plugge, CEO von Team Visma | Lease a Bike, fand deutliche Worte: „Es ist zutiefst bedauerlich, dass eine solche Entscheidung notwendig ist, um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Jeder hat das Recht zu protestieren, aber es sollte niemals andere gefährden.“ Er betonte, dass Teams und Fahrer ihren Job machten, während Polizei und Organisatoren für Sicherheit sorgen müssten. „Wir appellieren an alle Zuschauer, alles zu tun, damit unsere Fahrer sicher bleiben.“
Seit Tagen begleiten pro-palästinensische Proteste die Rundfahrt. Immer wieder blockierten Aktivisten Straßen oder stellten sich direkt vor das Feld. Ihr Ziel ist klar: ein Zeichen gegen die Teilnahme von Israel – Premier Tech. Amnesty International und andere Organisationen werfen Israel Verbrechen in Gaza vor, weshalb die Anwesenheit des Teams zur Projektionsfläche des Protests wurde.
In Bilbao erreichte die Lage den Siedepunkt. So viele Demonstranten wie nie zuvor drängten an die Absperrungen, die Gefahr einer Eskalation war real. Deshalb griff die Rennleitung zur Notlösung: Neutralisierung der Ergebnisse. Technischer Direktor Kiko García erklärte, er habe bis tief in die Nacht Gespräche mit Israel – Premier Tech geführt. „Ich werde nicht sagen, wie ihre Sichtweise ist, aber es gibt nur eine Lösung. Solange die Sicherheit Priorität hat, muss das Team einsehen, dass seine Anwesenheit nicht hilfreich ist.“
Auch die Fahrervertretung CPA meldete sich zu Wort. Präsident Adam Hansen machte klar, dass es nicht um die Fahrer des israelischen Teams selbst gehe: „Sie tun uns leid, und es wäre kein guter Präzedenzfall, sie einfach nach Hause zu schicken. Aber das darf nicht die Entscheidung der Fahrer sein.“ In einer offiziellen Erklärung verurteilte die CPA die Gefährdung der Athleten scharf: „Es ist inakzeptabel, dass Organisationen die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit der Fahrer bedrohen. Unser Sport verlangt den Athleten schon alles ab – er darf nicht durch externe Gefahren zusätzlich belastet werden.“
Die 11. Etappe zeigte damit deutlicher als jeder Tag zuvor, wie sehr die Vuelta zwischen sportlichem Wettkampf und politischem Konflikt steht. Für die Fahrer bleibt die Unsicherheit, für die Organisatoren eine heikle Gratwanderung – und für Israel – Premier Tech die Frage, wie lange eine Teilnahme überhaupt noch tragbar ist.
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