Wie
Eddy Merckx, der wohl größte Radsportler aller Zeiten, gegen die Stars von heute abgeschnitten hätte, ist eine Frage, auf die wir nie eine richtige Antwort bekommen werden. Für den legendären Belgier selbst wäre ein Rennen in der wissenschaftlicheren Struktur des heutigen Pelotons jedoch kein reizvolles Unterfangen.
"Ehrlich gesagt, würde ich heute nicht gerne fahren", gesteht der inzwischen 78jährige fünffache Tour de France-Sieger in einem Interview mit
Johan Bruyneel. "Denn ich dürfte nicht an allen Rennen teilnehmen. Ich hatte einfach zu viel Spaß am Rennfahren. Wenn man mir damals gesagt hätte, ich dürfe keinen Klassiker fahren... Nein, in dieser Welt heutztage kann ich mir das nicht mehr vorstellen."
In seiner Blütezeit fuhr Merckx unglaubliche 195 Tage in einem Kalenderjahr. Vergleicht man das mit den heutigen Stars
Tadej Pogacar (nur 50 in der Saison 2023) und
Jonas Vingegaard (68 in der Saison 2023), dann ist das ein krasser Unterschied. "Rennen fahren macht doch Spaß, oder? Ja, ich habe auch gerne trainiert", urteilt Merckx. "Man kann es einfach nicht mehr vergleichen. Aber die jungen Fahrer sind das inzwischen so gewohnt. Die Fahrer kennen heute nichts anderes mehr."
Zu Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard äußerte sich Merckx und auch über ihre unterschiedlichen Stile. Während Pogacar ein Star bei den Eintagesrennen ist und als heißer Favorit auf das Maglia Rosa beim Giro d'Italia im nächsten Monat gilt, konzentriert sich Vingegaard nur auf die Tour de France. "Die Tour de France ist wichtig, aber nicht das einzige Rennen, das zählt", so Merckx. "Jonas Vingegaard konzentriert sich nur auf die Tour. Was er dort macht, ist sehr außergewöhnlich."