DISKUSSION Vuelta a España Etappe 18 | Ist Joao Almeida der neue Favorit auf den Vuelta-Sieg?

Radsport
Donnerstag, 11 September 2025 um 21:30
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Auf der achtzehnten Etappe der Vuelta a Espana fand das einzige Einzelzeitfahren dieser Ausgabe statt. Ursprünglich über 27 km geplant, wurde die Strecke aus Sicherheitsgründen auf 12 km verkürzt, um die Fahrer vor möglichen Gefahren durch die pro-palästinensischen Proteste zu schützen.
Die Strecke war weitgehend flach, was die Zeitfahrspezialisten begünstigte und ihnen erlaubte, ihre volle Kraft zu entfalten. Zu Beginn des Tages fuhren Daan Hoole und Ethan Vernon starke Zeiten, doch es war Filippo Ganna, der mit einer herausragenden Leistung die Bestzeit setzte.
Der italienische Meister überquerte die Ziellinie in nur 13 Minuten bei einer beeindruckenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 56,244 km/h und setzte sich damit auf den heißen Stuhl. Spätere TT-Spezialisten konnten zwar nahe an seine Zwischenzeiten herankommen, mussten sich jedoch im letzten Streckenabschnitt geschlagen geben.
Fahrer wie Mads Pedersen, Rémi Cavagna, Bruno Armirail oder Stefan Küng kamen nicht an Gannas Rekord heran. Einzig Jay Vine stellte seine Bestzeit in Frage und verfehlte Ganna um weniger als eine Sekunde, was ihm den vorläufigen zweiten Platz sicherte.
Anschließend waren die GC-Anwärter an der Reihe. Tom Pidcock, Jai Hindley, Felix Gall und Matthew Riccitello erzielten sehr ähnliche Zeiten. Überraschenderweise war Pidcock der Beste unter ihnen und gewann drei Sekunden auf Hindley, womit er seinen Anspruch auf das Podium untermauerte. Giulio Pellizzari verlor dagegen Zeit, und sein Vorsprung auf Riccitello, gegen den er um das Weiße Trikot kämpft, schrumpfte auf weniger als eine Minute.
João Almeida und Jonas Vingegaard setzten sich leicht von den anderen Gesamtfavoriten ab und kamen beide unter die Top 10. Almeida erwies sich jedoch als der Stärkere und überquerte die Ziellinie 10 Sekunden vor Vingegaard, wodurch er seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf nur 40 Sekunden verringerte und seine Chancen auf den Vuelta-Sieg weiter am Leben hielt.
Am Ende der Etappe wurden unsere Autoren gebeten, ihre Gedanken und wichtigsten Erkenntnisse zu den heutigen Ereignissen zusammenzufassen.

Pascal Michiels (RadsportAktuell)

Für Filippo Ganna war das verkürzte Zeitfahren kaum ein echtes Einzelzeitfahren – eher ein verlängerter Prolog. Nach der Hälfte der Strecke musste er kurz die Luft anhalten, denn Stefan Küng war auf dem besten Weg, seine Zeit zu unterbieten. Gannas letzte vier Kilometer wirkten fast überirdisch, und er entspannte erst, als er sah, dass Küng den letzten Abschnitt fünfzehn Sekunden langsamer absolvierte.
Zu diesem Zeitpunkt saß sogar Ivo Oliveira zwischen den beiden Stars – der Portugiese war die überraschende Sensation des Tages. Der zweite Teil der Etappe begann mit den GC-Anwärtern, die bei dieser Vuelta alle extrem tief gegraben haben. Ganna hingegen konnte sich vollständig auf seine eine, perfekte Leistung konzentrieren – unter normalen Umständen hätte niemand seine Zeit erreichen können. Doch einige Fahrer kamen ihm gefährlich nah.
Bruno Armirail war der Erste, der seine Form zeigte und nach dem Wechsel zu Visma mit einer starken Leistung an Ciccone vorbeizog. Kurz darauf folgten Joao Almeida, Jonas Vingegaard und Jay Vine. Hätte dieses Zeitfahren wie ursprünglich geplant über die volle Distanz von etwa 30 km stattgefunden, hätte Almeida wahrscheinlich eine halbe Minute auf Vingegaard gutmachen können – ebenso wie Jay Vine.
Am Ende gewann Ganna die Etappe souverän, Almeida holte zehn Sekunden auf Vingegaard, und für mich war Ivo Oliveira der Fahrer des Tages. Alles in allem war das verkürzte Zeitfahren ein Kompromiss, der für Organisatoren, Fans und Fahrer gleichermaßen unbefriedigend war – schlicht zu kurz, um als echtes Zeitfahren zu gelten.
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Filippo Ganna saß mehr als zwei Stunden lang auf dem heißen Stuhl

Víctor LF (CiclismoAlDía)

Es ist zwar schade, dass das Zeitfahren nicht über die volle Distanz ausgetragen werden konnte, doch konzentrieren wir uns auf die sportlichen Highlights. Filippo Ganna hat seinem Ruf als großer Favorit eindrucksvoll gerecht und die 18. Etappe für sich entschieden.
Jay Vine kam dem Italiener jedoch sehr nahe und verfehlte den Sieg nur um eine Sekunde. Der Fahrer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigt auf der Vuelta 2025 erneut seine Klasse – nach zwei Etappensiegen im Jahr 2022 gelangen ihm auch in dieser Ausgabe bereits zwei Erfolge.
Im Kampf um die Gesamtwertung scheint sich nun João Almeida als ernstzunehmender Herausforderer von Jonas Vingegaard zu positionieren. Drei Etappen vor Schluss liegt der Portugiese nur noch 40 Sekunden hinter dem Dänen. Das verkürzte Zeitfahren liefert wichtige Hinweise auf die Form der Favoriten in der letzten Woche, und Almeidas Gewinn von zehn Sekunden auf Vingegaard deutet auf spektakuläre Verfassung hin.
Die große Frage bleibt: Kann Almeida die Entscheidung auf der Bola del Mundo für sich erzwingen und das Rote Trikot übernehmen, um seine erste Grand Tour zu gewinnen? Spannung ist garantiert.

Félix Serna (CyclingUpToDate)

Die VAE dominieren das Rennen weiterhin: Heute standen gleich drei Fahrer in den Top 5, darunter eine beeindruckende und für viele unerwartete Leistung von Ivo Oliveira, der die etablierten Zeitfahr-Spezialisten hinter sich ließ.
Filippo Ganna blieb während der ersten 17 Etappen nahezu unsichtbar, doch heute war sein großer Auftritt. Der italienische TT-Meister konnte bisher nicht glänzen – ungewöhnlich für ihn, der normalerweise bei Ausreißversuchen oder Sprints präsent ist. Heute räumte er alle Zweifel aus dem Weg und zeigte erneut, dass er zu den besten reinen Zeitfahrern der Welt gehört. Auf den letzten 4,2 km der Etappe erreichte er eine unglaubliche Durchschnittsgeschwindigkeit von 62,669 km/h.
Für Jonas Vingegaard und Joao Almeida wurde ein enges Zeitfahren erwartet, mit leichtem Vorteil für den Dänen. Das Ergebnis überraschte jedoch: Almeida konnte 10 Sekunden auf Vingegaard gutmachen – ein Ergebnis, das seine Chancen auf den Gesamtsieg deutlich verbessert.
Ein Zeitfahren in der dritten Woche einer Grand Tour offenbart die wahre Form der Fahrer. Die heutige Leistung zeigt, dass Vingegaard nicht in Bestform ist und mehr kämpfen muss als üblich. Für Almeida ist das ein enormer Moralschub und ein Beweis, dass es möglich ist, den vermeintlich überlegenen Favoriten zu schlagen.
Dennoch bleiben 40 Sekunden Rückstand eine Herausforderung. Vingegaard ist nach wie vor ein Champion und belegte heute Platz neun. Almeida muss am Samstag wohl aus der Ferne angreifen und die Unterstützung seines gesamten Teams nutzen. Ob die VAE dieser Aufgabe gewachsen sind, bleibt spannend.
Und Sie? Was denken Sie über das, was heute passiert ist? Hinterlassen Sie einen Kommentar und beteiligen Sie sich an der Diskussion!
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