Red Bull–BORA–hansgrohe ist überzeugt, dass die Verpflichtung von
Remco Evenepoel von Soudal–Quick-Step den entscheidenden Schritt vom Podiumsanwärter zum echten Grand-Tour-Sieger bedeutet. Der belgische Sportdirektor Sven Vanthourenhout betont, dass die jüngsten Leistungen bereits belegen, dass die Grundlagen dafür gelegt sind.
„In den ersten Wochen nach der Transfermeldung wurden viele Fragen gestellt“,
räumte Vanthourenhout im Gespräch mit WielerFlits ein. „Analysten und Medien waren kritisch und fragten, ob dies wirklich das richtige Umfeld für Remco sei. Ich finde diese Kritik nicht fair. Sowohl bei der Vuelta als auch zuvor bei der Tour hat man gesehen, dass das Team mehr als fähig ist.“
Für Vanthourenhout wirkt Evenepoels Wechsel wie ein Katalysator. Fahrer und Mitarbeiter stellen sich bereits jetzt auf die Saison 2026 ein, in der der 25-Jährige als Eckpfeiler der Mannschaft vorgesehen ist: „Alle im Team freuen sich auf Remcos Ankunft – und das gilt auch für ihn selbst“, sagte er. „Man spürt, dass die Leute daraus Energie schöpfen, dass sie mithelfen wollen und sicherstellen möchten, dass wir 2026 bei den größten Rennen sofort unseren Stempel aufdrücken können.“
Die Aufbruchsstimmung reicht über Evenepoel hinaus. Vanthourenhout erkennt einen kulturellen Wandel im gesamten Team: „Ich habe das Gefühl, dass eine neue Vision durch alle Abteilungen zieht. Natürlich wird es Höhen und Tiefen geben, aber ich habe ein gutes Gefühl, dass der Übergang zu 2026 reibungslos verlaufen wird. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die Mannschaft dieses Jahr stark beendet.“
Verwaltung einer Fülle von GC-Talenten
Mit Remco Evenepoel stößt ein weiterer Hochkaräter zu einem ohnehin prominenten Kader, der bereits Fahrer wie Jai Hindley, Florian Lipowitz, Giulio Pellizzari, Aleksandr Vlasov und Primož Roglič umfasst. Die naheliegende Frage lautet: Wie lässt sich eine solche Konzentration an GrandTour-Leadern sinnvoll managen? Für Sven Vanthourenhout ist das allerdings eher ein Luxusproblem als ein Konflikt.
„Es ist noch zu früh, um das abschließend zu sagen“, erklärte er. „Der WorldTour-Kalender ist enorm umfangreich: drei Grand Tours, zahlreiche prestigeträchtige Etappenrennen, Monumente und Klassiker. Im Winter werden wir uns überlegen müssen, wie wir die Einsätze aufteilen. Aber das Wichtigste ist, dass alle bereit sind, Remco mit offenen Armen zu empfangen.“
Ein schwieriges Jahr 2025, aber Anzeichen einer Trendwende
Vanthourenhout räumte ein, dass die Saison 2025 bisher nicht den Erwartungen entsprochen habe – insbesondere bei den Frühjahrsklassikern. „Niemand im Team wird bestreiten, dass es nicht so gelaufen ist, wie es hätte sein sollen“, sagte er. „Jetzt gilt es herauszufinden, wo unsere Schwächen liegen, und ab Oktober gezielt daran zu arbeiten, um 2026 bestens vorbereitet zu sein. Aber seit der Tour, bei der Lipowitz Dritter wurde, hat der sportliche Umschwung bereits eingesetzt.“
Dieses Gefühl der Erholung setzte sich auch bei der Vuelta a España fort, wo Jai Hindley und Giulio Pellizzari vor der Schlussetappe auf den Plätzen vier und sechs der Gesamtwertung liegen. „Für Hindley ist das Podium in Reichweite, und auch Pellizzari liegt hervorragend im Rennen“, betonte Vanthourenhout. „Noch wichtiger ist jedoch die Stimmung innerhalb der Gruppe – und die ist ausgezeichnet. Gerade in der dritten Woche einer Grand Tour ist das entscheidend.“
Personalwechsel hinter den Kulissen
Die personelle Neuaufstellung des Teams beschränkt sich nicht nur auf die Fahrer, sondern auch auf die sportliche Leitung. Nach den Abgängen von Rolf Aldag und Enrico Gasparotto stieß Sven Vanthourenhout im Juli selbst zum Team, zudem wird auch Allan Peiper mit einer künftigen Rolle in Verbindung gebracht.
„Von Tag zu Tag werden die Positionen klarer“, erklärte der ehemalige belgische Nationaltrainer. „Unser Ziel ist es, jeden dort einzusetzen, wo er den größten Mehrwert bringen kann. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Genau das hat in der Vergangenheit manchmal gefehlt. Jetzt nehmen die Dinge Schritt für Schritt die richtige Form an. Bis zum ersten Trainingslager muss die Struktur stehen – und jeder seine Rolle kennen.“
Die Verpflichtung von Remco Evenepoel sieht Vanthourenhout als entscheidenden Impuls auf dem Transfermarkt – und als richtigen Schritt zur richtigen Zeit. „Wir hoffen, dass 2025 als Übergangsjahr in Erinnerung bleibt und wir ab 2026 ein neues Fundament legen können“, sagte er. „Alle arbeiten sehr hart daran, die richtige Struktur aufzubauen. Mit Remcos Ankunft haben wir allen Grund zu glauben, dass die Mannschaft bereit ist, den letzten Schritt zu machen.“