Während der französische Radsport nach seinem nächsten prägenden Star sucht, fällt kaum ein Name so oft wie
Paul Seixas. Im Peloton klingt der Ton jedoch gelassener.
Im Gespräch mit Cyclism'Actu ordnete
Aurélien Paret-Peintre den Hype um seinen jungen Teamkollegen nüchtern ein: viel Lob für das Talent, gepaart mit dem Hinweis auf Zeit und Geduld.
„Die Medien übertreiben es… ich weiß nicht“, sagte Paret-Peintre. „Er ist trotzdem ein Fahrer mit außergewöhnlichem Talent.“
Bemerkenswerte Worte von einem Profi, der mehrere Generationen im französischen System hat kommen und gehen sehen und inzwischen im Team zu den letzten Verbindungslinien zu einer früheren Ära zählt.
Außergewöhnliches Talent, aber es braucht noch Zeit
Seixas rückte vergangene Saison mit Auftritten in den Fokus, die ihn sofort zu den meistdiskutierten jungen Fahrern der WorldTour machten. Paret-Peintre spielt diese Wirkung nicht herunter, vielmehr betont er Seixas’ ungewöhnliche Frühreife.
„Mit 19 so zu fahren wie er letztes Jahr – an seiner körperlichen Reife gibt es wenig auszusetzen“, sagte er. „Er steht nach nur einem Profijahr schon ganz oben, deshalb muss man ihm Zeit geben.“
Anstatt Seixas als fertiges Produkt zu sehen, betont Paret-Peintre immer wieder die langfristige Entwicklung. Das Talent ist offensichtlich, der Karriereweg bleibt offen.
„Er hat jetzt schon enorme Qualitäten, um Großes zu erreichen“, ergänzte er. „Was danach kommt, werden wir sehen, seine Karriere ist noch lang, aber im Moment deutet alles auf sehr gute Dinge hin.“
Ein Team im Wandel, eine Rolle im Wandel
Paret-Peintres Einschätzungen kommen in einer Phase, in der sein Team Struktur und Anspruch weiterentwickelt. Nach Jahren mit Fahrern wie Benoît Cosnefroy und Dorian Godon ist er nun Teil eines Projekts, das sich deutlich vom einst aus dem Chambéry-Nachwuchs hervorgegangenen Gebilde unterscheidet.
„Das gehört zur Entwicklung eines Teams“, sagte er. „Jeder geht seinen Weg. Ich bin sehr zufrieden mit der Richtung, die das Team einschlägt, sehr glücklich, Teil des Projekts zu sein. Da kommt vieles Gutes.“
Er räumt ein, dass Internationalisierung im modernen Radsport keine Option mehr, sondern Pflicht ist.
„Wir sind gezwungen, ein internationales Team zu werden, so wie alle Teams heute“, sagte Paret-Peintre. „Neue Fahrer, neue Ambitionen, eine breitere Profilpalette.“
Eigene Ziele und Helferaufgaben im Gleichgewicht
Mit Blick auf 2026 erwartet Paret-Peintre ein vertrautes, aber flexibles Programm, in dem er eigene Ziele mit einer Unterstützerrolle für Seixas zu Schlüsselzeitpunkten der Saison verbinden könnte.
„Wir wissen es noch nicht genau“, sagte er. „Wahrscheinlich ein recht klassischer Saisonstart in Frankreich, mit einem ersten Ziel wohl rund um Paris–Nizza.“
Helferaufgaben könnten im Frühjahr folgen. „Danach vielleicht eine Rolle an der Seite von Paul Seixas bei den Ardennen-Klassikern und der Baskenland-Rundfahrt, als Teamkollege“, erklärte er. „Aber wir werden zwischen einem Kalender mit persönlichen Zielen und anderen, in denen meine Aufgabe die Teamunterstützung ist, jonglieren.“
Eine ruhige Stimme im Lärm
In einer Phase, in der der französische Radsport den nächsten Star ausrufen möchte, fällt Paret-Peintres Ton durch Zurückhaltung auf. Seine Botschaft ist keine Skepsis, sondern Balance. Seixas hat bereits genug gezeigt, um die Vorfreude zu rechtfertigen, doch der Weg ist lang.
Vorerst lautet der Rat aus dem Team schlicht: Talent atmen lassen, Ergebnisse kommen lassen und der Karriere Zeit geben, sich in ihrem eigenen Tempo zu entfalten.