Der dänische Radprofi
Mattias Skjelmose sorgt erneut für Schlagzeilen. Nach seinem unerwarteten Rückzug von der Tour de Guangxi aufgrund anhaltender Rückenprobleme steht der 23-Jährige im Zentrum einer wachsenden Debatte über interne Spannungen und Kommunikationsprobleme beim Team
Lidl-Trek.
Bereits vor dem Start des Rennens in China hatte Skjelmose öffentlich erklärt, seine Teilnahme sei keine persönliche Entscheidung gewesen, sondern vom Team angeordnet worden – trotz der Beschwerden, die ihn bereits beim Giro di Lombardia geplagt hatten. Diese Aussage schlug Wellen. Sie kam nur wenige Wochen nach seinen kritischen Bemerkungen zur geplanten Verpflichtung des Spaniers Juan Ayuso für die Saison 2026 – ein Transfer, der im Fahrerlager durchaus für Diskussionen sorgt.
Andersen widerspricht Gerüchten über Zwangsteilnahme
Teamchef Kim Andersen, sportlicher Leiter bei Lidl-Trek und verantwortlich für Skjelmoses Rennkalender, wies die Vorwürfe entschieden zurück.
Gegenüber dem dänischen Fachportal Feltet.dk erklärte er:
„Es ist viel darüber geschrieben worden, dass wir ihn gezwungen haben, nach China zu gehen. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber die Information ist falsch interpretiert.“
Andersen betonte, die Teilnahme an der Tour de Guangxi sei gemeinsam beschlossen worden – als späte Ergänzung nach Skjelmoses frühzeitigem Ausstieg aus der Tour de France. Ursprünglich sollte seine Saison nach der Lombardei enden. Guangxi sei eine zusätzliche Gelegenheit gewesen, Form und Rhythmus zu festigen.
Zu Beginn des Rennens zeigte sich Skjelmose tatsächlich in ansprechender Verfassung. Nach der ersten Etappe berichtete er von einem guten Gefühl und einer stabilen körperlichen Verfassung. Doch die Rückenprobleme kehrten zurück und zwangen ihn schließlich zum Ausstieg am Donnerstag. Andersen bedauerte die Entwicklung: „Es ist schade, dass er das Rennen aufgeben musste, denn ich bin überzeugt, dass er in der Form, die er hatte, in der Gesamtwertung ganz vorne gelandet wäre.“
Zwischen Anspruch und Anpassung
Trotz des Rückzugs bleibt Skjelmose bis zum Ende der Tour in China. Anschließend nimmt er an einem Trainingslager mit den künftigen Lidl-Trek-Fahrern teil – ein deutliches Signal, dass die Mannschaft bereits den Blick auf 2026 richtet. Das gemeinsame Camp soll helfen, die neue Teamstruktur frühzeitig zu festigen und Vertrauen aufzubauen, nachdem in den vergangenen Wochen vor allem Misstöne öffentlich geworden waren.
Für Skjelmose endet damit ein Jahr, das mit hohen Erwartungen begann und von Rückschlägen, aber auch Lernprozessen geprägt war. Sein offener Umgang mit Kritik, insbesondere gegenüber der Verpflichtung von Ayuso, wurde in Dänemark als Zeichen von Selbstbewusstsein gewertet – innerhalb des Teams aber auch als Ausdruck wachsender Unsicherheit.
Der junge Däne gilt weiterhin als einer der talentiertesten Fahrer seiner Generation. Doch die letzten Monate haben gezeigt, wie dünn die Linie zwischen Ehrgeiz und Überforderung sein kann. Während sich Lidl-Trek auf eine neue Ära mit mehreren Topfahrern vorbereitet, steht Skjelmose vor der Aufgabe, seine Rolle im Gefüge zu festigen – sportlich wie menschlich.
Eines ist klar: Die Dynamik im Team wird über den Winter entscheidend sein, wenn es darum geht, aus individuellen Ambitionen ein funktionierendes Kollektiv zu formen. Skjelmose hat dabei noch alle Chancen, wieder zum Herzstück des Projekts zu werden – vorausgesetzt, Körper und Kopf ziehen im kommenden Jahr an einem Strang.
Mattias Skjelmose ist einer der Leiter von Lidl-Trek.