„Die Gesamtwertung ist für Jai Hindley“ – Giulio Pellizzari dämpft Erwartungen vor der Vuelta 2025

Radsport
Donnerstag, 21 August 2025 um 15:00
pellizzari
Während sich das Peloton in Turin auf die Vuelta a España 2025 vorbereitet, gehört Giulio Pellizzari zu den meistdiskutierten Namen. Doch nicht, weil der 21-jährige Italiener Ambitionen auf die Gesamtwertung hätte. „Der GC ist für Jai Hindley“, stellte er im Gespräch mit Bici.Pro klar. Für den Youngster von Red Bull – BORA – hansgrohe geht es um Etappensiege und vor allem um Erfahrung.
Nach seinem starken Auftritt beim Giro d’Italia und dem jüngsten vierten Platz bei der Vuelta a Burgos gilt Pellizzari als eine der großen Kletter-Hoffnungen des Radsports. Seine aggressive Fahrweise in den Dolomiten, allen voran die Attacken am San Valentino Brentonico, haben ihn bei Fans und Experten gleichermaßen ins Rampenlicht gerückt. Doch statt verfrühter Träume vom roten Trikot verfolgt er eine realistische Strategie: „Es macht keinen Sinn, zu übertreiben. Ich will lernen, mich weiterentwickeln und Chancen nutzen, wenn sie sich bieten.“

Entwicklung statt Druck

Für Pellizzari sind dreiwöchige Rundfahrten ein entscheidender Schritt in seiner Laufbahn. „Wir hatten die Vuelta nach dem Giro eigentlich aus meinem Programm gestrichen, aber ich habe darauf gedrängt, sie wieder aufzunehmen“, verrät er. „Hier lernt man mehr als bei kurzen Etappenrennen in Kanada oder Deutschland. Solche Belastungen bringen mich weiter.“
Seine Vorbereitung verlief nach Plan: Nach zwei Wochen Pause – erst ohne Rad, dann locker – folgte ein intensives Sommerprogramm. Trainingslager in Trentino und Livigno, dazu harte Intervalle mit Teamkollegen wie Matteo Sobrero und Giovanni Aleotti. „Es war brutal“, lacht Pellizzari. „Aber gemeinsam zu leiden, macht es leichter.“
Dass er in Burgos dennoch fast auf dem Podium landete, wertet er als positives Signal: „Die Beine waren nicht perfekt, aber ich konnte trotzdem mit den Besten mithalten. Das gibt Selbstvertrauen.“

Etappenjagd als Lehrstunde

Für die Vuelta bleibt Pellizzari seiner Linie treu. „Ich gehe es Etappe für Etappe an“, sagt er. Konkrete Ziele hat er dennoch im Blick: Das zweite Zeitfahren. „Ich will Vollgas geben. Es geht nicht nur um diese Vuelta, sondern um die Zukunft. Zeitfahren sind für Rundfahrten entscheidend, und ich möchte wissen, wo ich stehe.“
Mit dieser Einstellung zeigt Pellizzari eine erstaunliche Reife. Statt verfrühter All-in-Angriffe setzt er auf kontrolliertes Wachstum. Er genießt die Freiheit, in Ausreißergruppen anzugreifen, aber auch die Chance, sich mit Topfavoriten wie Vingegaard, Almeida oder Rodríguez zu messen. „Die Neugier ist definitiv da“, sagt er. „Ich freue mich, zu sehen, wie weit ich mit den Besten mitgehen kann.“

Lockerheit als Markenzeichen

Trotz steigender Aufmerksamkeit bleibt der Italiener entspannt. „Ich hatte immer viele Freunde im Peloton. Ich lache gerne, mache Witze – auch während der Rennen. Daran hat sich nichts geändert, und ich hoffe, das bleibt so.“
In einer Zeit, in der viele junge Fahrer auf schnelle Resultate und frühe Erfolge drängen, bietet Pellizzari einen erfrischenden Kontrast: Geduld, Lockerheit und kluge Zielsetzung. Seine Vuelta ist weniger Jagd nach Ruhm als vielmehr eine Entdeckungsreise – und gerade deshalb könnte er für Überraschungen sorgen.
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