„Der Sport verpasst zu viele Gelegenheiten und hält sich selbst arm“ – Yana Seel über Sponsoring Politik im Radsport

Radsport
Donnerstag, 11 Januar 2024 um 17:00
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Yana Seel, ehemalige CBO von Lotto Dstny, findet, dass einige Teams im Radsport zu sehr in der Vergangenheit hängengeblieben sind, was ihren Umgang mit Sponsoren betrifft. Seel war in der Vergangenheit für Astana Qazaqstan tätig und in den letzten zwei Jahren als CBO (Chief Business Officer; Anm. d. Autors) bei Lotto Dstny, auch wenn sich deren Wege inzwischen getrennt haben.
In einem Gespräch mit Het Nieuwsblad bemerkte Seel, dass fast jedes Team dauerhaft auf der Suche nach Sponsoren sei, darüber jedoch vergesse, dass ein Sponsoring heutzutage auf ein ‚Return on Investment‘ hinauslaufen sollte, sprich: Ein Sponsor erwarte eine Gegenleistung.
„Viele Teams leben noch in der Vergangenheit. Der Sponsor darf zahlen, aber im Übrigen muss er wissen, wo er hingehört, und vor allem muss er uns in Ruhe lassen,“ sei die Denkart der meisten Teams, so Seel. „Aber so funktioniert es nicht mehr. Alle verstehen, dass die sportliche Zelle frei in ihren Entscheidungen sein sollte, aber sie sollten nicht vergessen, wer letztendlich die Rechnungen bezahlt. Die Sponsoren sind anspruchsvoll geworden. Sie sind nicht mehr mit einem Platz auf einem Trikot zufrieden. Sie wollen einbezogen werden. Und das bedeutet: Aktivierung, Gastfreundschaft, Kampagnen und so viel Flexibilität, dass es für die Mannschaft oft zu viel wird...“
Während ihrer Zeit bei Lotto Dstny habe auch sie selbst immer wieder Situationen erlebt, in welchen sie mit ihrem CEO Stéphane Heulot, dem Nachfolger von John Lelangue, aneinandergeriet. "Dann wurde ein Vertrag unterzeichnet und man sah den Rest aufatmen. 'Super, wieder Geld auf dem Konto.' Aber für mich war das oft der Moment, in dem der Albtraum begann."
Während Yana Seel selbst Ambitionen mit dem Sponsor im Sinn hatte, wurde ihr von Seiten der Chefetage mitgeteilt, dass es zu schwierig, unmöglich, schlichtweg zu viel verlangt sei. Beim UAE Team Emirates brauche man sich schließlich auch nicht um sowas kümmern. „Möglicherweise bekommen sie dort nur einen großen Sack voll Geld, ohne weitere Verpflichtungen. Aber die meisten Radsportteams müssen dringend erkennen, dass sie diesen Luxus der UAE nicht haben," gibt sie zu bedenken.
Sponsoren seien im Regelfall die einzige Einnahmequelle der Teams, da Startgelder oder gar nicht vorhandene TV-Geld Beteiligungen nicht ernsthaft in Betracht zu ziehen seien. Daher solle man eher an einer ausgereiften Sponsoring Politik arbeiten. Bei Teams wie LIDL-Trek oder auch Soudal - Quick-Step habe man mittlerweile eine „gut strukturierte und geplante Marketingkampagne“, doch die meisten Teams sollten ihr Augenmerk stärker darauf richten. "Derzeit verpasst der Sport viel zu viele Gelegenheiten und hält sich oft selbst arm," schließt sie.