Viele Nationalmannschaften mussten im Vorfeld der Weltmeisterschaften in Ruanda schwierige Kompromisse eingehen – ein logistischer Kraftakt, weil nur eine Woche später die Europameisterschaften in Frankreich stattfinden. Doch die Franzosen gehen keine halben Wege und schicken für das erste Regenbogenrennen auf afrikanischem Boden ihre komplette Schlagkraft ins Rennen. Mit dabei sind mehrere Debütanten, unter anderem
Jordan Jegat, die Nummer 10 der diesjährigen Tour de France.
„Es ist eine Ehre und eine Quelle des Stolzes, dabei zu sein“, sagte Jegat im Interview mit L’Equipe. „Das Trikot der französischen Mannschaft zu tragen ist einfach ein Traum. Ich bin wirklich glücklich. Letztes Jahr stand ich schon in der Vorauswahl für die Weltmeisterschaften in der Schweiz. Dort hatte ich dieses Ziel früh, als ich die Strecke sah. Ab Dezember wollte ich unbedingt dabei sein. Ich war ständig in Kontakt mit Thomas (Voeckler, dem Trainer), ich habe darüber nachgedacht…“, erklärte er.
Vom Tour-Top-Ten-Rang zum ersten WM-Einsatz
2024 reichte es für den 26-Jährigen noch nicht, doch ein Jahr später steigerte er sein Niveau deutlich – sodass Nationaltrainer Voeckler ihn für seine erste
Weltmeisterschaft nominieren musste. Der zehnte Platz bei der Tour de France lieferte dabei ein starkes Argument für die Auswahl.
„Ich denke, meine Top 10 bei der Tour de France haben mir wirklich geholfen, ausgewählt zu werden“, bestätigte Jegat. „Thomas (Voeckler) war jeden Tag auf dem Rad, er hat meine Fahrweise gesehen, meinen Charakter, und ich glaube, er mochte es. Danach war es nicht einfach, bei der Tour de l’Ain so weiterzumachen, aber ich war wirklich motiviert. Am Ende war ich ein bisschen krank, aber ich bin trotzdem gefahren – das hat mich viel Energie gekostet. Ich hatte Angst, deshalb nicht berücksichtigt zu werden…“ Am Ende wurde Jegat dennoch Sechster in der Gesamtwertung und Vierter auf der Königsetappe des 2.1-Rennens.
Danach blieb Zeit, die Form nachzuschärfen. Beim Giro della Toscana meldete sich Jegat mit einem weiteren Top-Ten-Ergebnis zurück. „Ich bin in Italien wieder ins Renngeschehen eingestiegen, ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich unbedingt zurück wollte (lacht). Es war nicht einfach, aber ich bin gut reingekommen – das war das Wichtigste.“
Französische Ambitionen in Kigali
Das französische Aufgebot für das Straßenrennen in Kigali ist stark besetzt: Angeführt wird es vom zweifachen Weltmeister Julian Alaphilippe und vom Olympiasieger von Paris, Valentin Madouas. Für viel Aufmerksamkeit sorgt zudem Paul Seixas, Sieger der Tour de l’Avenir, der im kommenden Jahr erst 19 Jahre alt wird. Das größte Talent des französischen Radsports hat noch nie ein derart schweres Rennen bestritten – sein Auftritt wird mit Spannung erwartet.
Jegat hob die taktischen Möglichkeiten seiner Mannschaft hervor: „Wir haben viele gute Karten, die auch aus der Ferne attackieren können, das ist wirklich schön. Und wir haben mit Julian Alaphilippe einen zweifachen Weltmeister (2020, 2021). Einen Favoriten wie Tadej Pogacar haben wir zwar nicht, aber wir haben Waffen“, so Jordan Jegat abschließend.