Bruyneel & Wiggins loben Visma-Taktik zum Tour-Auftakt 2025: „Derzeit stärker und besser organisiert als UAE“

Radsport
Montag, 07 Juli 2025 um 16:00
visma
Die Auftaktetappen der Tour de France 2025 haben den Experten und Analysten bereits reichlich Gesprächsstoff geliefert. In der aktuellen Folge des Podcasts The Move diskutieren Johan Bruyneel und Sir Bradley Wiggins unter anderem das Duell zwischen UAE Team Emirates – XRG und Team Visma | Lease a Bike.
Visma ist bislang klar das angriffslustigere Team gewesen, doch laut Wiggins könnte sich genau das im späteren Rennverlauf noch rächen: „Sie verbrauchen jetzt schon eine Menge Energie“, bemerkt der Toursieger von 2012. „Wir haben gesehen, wie Tiesj Benoot auf dem Anstieg ein Lead-out wie in Poggio gefahren ist. Victor Campenaerts hat heute Ähnliches gemacht. Alle reden über die großen Namen wie Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard – aber die Edelhelfer werden am Ende entscheidend sein.“
Bruyneel hingegen zeigt sich beeindruckt vom Visma-Auftakt und widerspricht Wiggins in puncto Taktik: „Was mir bei Team Visma | Lease a Bike aufgefallen ist – und vielleicht ist das nur meine Meinung – sie wirken momentan etwas stärker und besser organisiert als UAE“, so der Belgier. „Wenn man genau hinschaut, sieht man das gesamte Team um Jonas herum. Aber Sepp Kuss oder Simon Yates? Kein Zeichen von ihnen – sie sparen ihre Kräfte.“
Wie zu erwarten war, stand Jonas Vingegaard in den ersten beiden Etappen der Tour de France 2025 im Mittelpunkt des offensiven Fahrens von Visma. „Jonas sah heute richtig stark aus“, sagt Bradley Wiggins nach der 2. Etappe über den Dänen. „Vielleicht ein bisschen übermotiviert – wir haben gesehen, wie er auf der Abfahrt attackiert hat, was vermutlich nicht nötig gewesen wäre.“
„Das war aber auch eine Möglichkeit, vorne zu bleiben und Probleme zu vermeiden“, ergänzt Johan Bruyneel. „Wenn sich das Feld so auseinanderzieht, ist die Gefahr geringer, dass man hinten eingebaut wird. Im Sprint hatten wir ehrlich gesagt erwartet, dass er das Hinterrad verliert – gegen Mathieu kann er das nicht halten, und Tadej ist sowieso extrem explosiv.“
Während Pogacar bisher mit Vingegaard und dem Visma-Team mithalten konnte, sieht es bei anderen Anwärtern auf das Gelbe Trikot weniger gut aus: „Carlos Rodriguez ist INEOS’ Hoffnung fürs Gesamtklassement, aber er ist noch nicht auf dem Niveau, das wir uns erhofft hatten“, so Wiggins. „Klar, er hatte diesen Sturz Anfang des Jahres und die komplizierte Schlüsselbeinfraktur hat lange Zeit beansprucht – aber trotzdem hat er heute wieder Zeit verloren.“
„Remco Evenepoel war heute deutlich besser als gestern. Auch sein Team hat ihn gut abgeschirmt“, analysiert Bruyneel. „Ich habe das Gefühl, sie waren auf der ersten Etappe einfach nicht wach genug. Aber heute war er genau da, wo er sein musste. Am steilsten Anstieg waren nur Van der Poel und die Klassementfahrer dabei – sonst niemand.“
van der poel
Mit dem Etappensieg und dem Gewinn des Maillot Jaune war klar: Mathieu van der Poel war der Star des Tages.
„Van der Poel sah auf dem Anstieg unglaublich stark aus. Ich denke, er ist in der besten Tour-Form, die wir je von ihm gesehen haben“, analysiert Bradley Wiggins. „Ich wäre überhaupt nicht überrascht, wenn er diese Woche noch eine Etappe gewinnt.“
Johan Bruyneel lobt derweil vor allem das gesamte Team Alpecin-Deceuninck: „Großes Kompliment an Christoph und Philip Roodhooft – vor allem, wenn man bedenkt, woher sie kommen. Vom Budget her gehören sie nicht mal zu den fünf reichsten Teams. Was sie leisten, ist phänomenal.“
Und es könnte sogar noch besser werden: Für die 3. Etappe wird ein Massensprint erwartet – eine große Chance für Jasper Philipsen, den dritten Etappensieg in Folge für Alpecin-Deceuninck zu holen.
„Das wäre wirklich außergewöhnlich – aber nicht unmöglich“, so Wiggins und Bruyneel unisono. „Gerade bei der Tour. Es herrscht immer Chaos, aber wenn ein Team früh gewinnt, entwickelt sich ein echter Flow. Der Druck fällt ab, die Fehler werden weniger, die Fahrer entspannen sich. Mal ehrlich – mehr als die Hälfte der Teams wird hier keine einzige Etappe gewinnen, geschweige denn zwei. Alpecin hat das schon geschafft. Wenn Jasper noch eine draufsetzt, wäre das einfach unglaublich.“
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