Im The Move-Podcast äußerte sich
Johan Bruyneel ausführlich zur aktuellen Form von
Wout van Aert beim Giro d’Italia 2025. Der frühere Sportdirektor von US Postal nahm dabei vor allem die Sprintentscheidung von Lecce ins Visier, bei der Olav Kooij den zweiten Platz belegte. Van Aert spielte im Finale keine Rolle – ein Umstand, den Bruyneel nicht auf mangelnden Willen, sondern auf fehlende Möglichkeiten zurückführt.
„Er ist nicht der letzte Mann für Kooij, weil er nicht will, sondern weil er nicht kann“, so Bruyneel. Der Belgier geht davon aus, dass van Aert seine Kräfte derzeit gezielt einteilen muss. „Wenn er wüsste, dass er helfen kann, würde er es tun – keine Frage“, meint Bruyneel. „Aber aktuell fehlt es ihm entweder körperlich oder mental.“ Die Idealvorstellung eines Sprintzuges mit Affini, van Aert und Kooij sei deshalb momentan nicht realisierbar.
Der 49-Jährige verweist auf die Folgen mehrerer schwerer Stürze in den vergangenen Monaten. Diese hätten van Aerts Verhalten im Rennen sichtbar verändert. „Wir haben ihn mehrfach in Situationen gesehen, in denen er nicht reagiert hat – obwohl man es von ihm erwarten würde“, sagt Bruyneel. Ihm fehle derzeit der letzte Biss, der Wille, sich in gefährlichen Finals durchzusetzen.
Seine Beobachtungen reichen bis in den Frühling zurück. Schon bei den Klassikern habe van Aert ungewöhnlich große Probleme in der Positionierung gehabt. „Zunächst dachte ich, es liegt an fehlender Form. Jetzt glaube ich: Es geht um Risiko“, erklärt Bruyneel. „Nach so vielen Stürzen ist das Vertrauen weg. Vielleicht sieht er jetzt überall die Gefahr – und vielleicht will er in diesem Krieg einfach nicht mehr kämpfen.“