Nach einer durchwachsenen Frühjahrssaison will
Biniam Girmay am Mittwoch bei der
Ronde van Limburg neuen Schwung aufnehmen. Der 25-jährige Eritreer, der im vergangenen Jahr bei der Tour de France das Grüne Trikot eroberte, sucht noch nach der Form, die ihn 2024 zu einem der aufregendsten Fahrer des Pelotons machte.
In seinem Lager herrscht vorsichtiger Optimismus. Girmays 15. Platz bei seinem Debüt bei Paris-Roubaix war zwar kein Paukenschlag, aber ein deutliches Signal: Der Mann von Intermarche - Wanty ist auch auf den brutalsten Pflastersteinen des Radsports konkurrenzfähig – besonders, wenn man bedenkt, wie unregelmäßig sein Frühjahr bislang verlief.
Familienzeit statt Frühlingsrennen
Der Grund dafür war erfreulich: Im Februar reiste Girmay in seine Heimat Eritrea, um bei seiner Frau und dem neugeborenen Kind zu sein. Die Auszeit bedeutete jedoch, dass er sowohl das Eröffnungswochenende als auch Tirreno-Adriatico verpasste – zwei wichtige Bausteine für jede Klassikersaison. Auch wenn er dadurch wertvolle Rennhärte verlor, blieb er im Gegensatz zu vielen Konkurrenten sturzfrei – ein kleiner, aber nicht unwichtiger Vorteil.
Nach seiner Rückkehr nach Europa fand Girmay nie wirklich seinen Rhythmus. Die Ergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück: Kein Top-Fünf-Ergebnis bei den Klassikern, kaum Präsenz im Finale.
Späte Kurskorrektur im Rennkalender
Aike Visbeek, Head of Performance bei Intermarche - Wanty, erklärte gegenüber Wielerflits, wie das Team auf die veränderte Ausgangslage reagierte: „Wegen der verpassten Einsätze haben wir Paris-Roubaix, den Brabantse Pijl und die Ronde van Limburg kurzfristig in den Kalender aufgenommen. Sonst wäre sein Formhoch viel zu kurz gewesen.“
Der Einsatz in Limburg ist Teil eines Plans, Girmays Motor rechtzeitig für den Sommer zum Laufen zu bringen – auch wenn Roubaix Spuren hinterlassen hat. „Er hat das Rennen gut überstanden, und normalerweise ist seine Regeneration eine seiner Stärken. Deshalb bin ich vorsichtig optimistisch für Mittwoch“, sagt Visbeek.
Der letzte Punch fehlt noch
Girmay zeigte im Frühjahr zwar solide Ansätze – etwa bei der Volta ao Algarve und Gent-Wevelgem –, doch sein letzter Punch, der ihn im Vorjahr so gefährlich machte, fehlte. „Wenn wir ehrlich sind, war seine Positionierung in den Sprints oft nicht gut genug. Das hat ihn wichtige Resultate gekostet“, so Visbeek.
Doch der Blick richtet sich längst auf die Tour de France. Dort wird Girmay sein Grünes Trikot gegen die geballte Sprintkonkurrenz verteidigen müssen: Jasper Philipsen, Jonathan Milan und Tim Merlier haben allesamt 2025 bereits große Siege eingefahren und wirken derzeit spritziger als der Eritreer.
Vertrauen aufbauen – und wieder frei sprinten
Die Ronde van Limburg soll nun helfen, Girmays Selbstvertrauen in den Sprints zurückzubringen. „Die Klassiker sind oft chaotisch, das Feld ist kleiner und müder. Aber bei der Tour erwarten wir ihn in den echten Massensprints – dafür muss er jetzt den nächsten Schritt machen“, sagt Visbeek. „Limburg ist dafür ideal: ein Rennen, um den Kopf freizukriegen, die Beine zu testen und wieder frei zu sprinten.“