Derek Gee hat die Spekulationen um seine sportliche Zukunft beendet und erstmals selbst Stellung bezogen. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung bestätigte der Kanadier, dass sein Vertrag mit Israel – Premier Tech von seinen Anwälten „formell und ordnungsgemäß beendet“ wurde.
Gee betonte, die Entscheidung sei „nicht leicht“, aber nach „sorgfältiger Überlegung und aus legitimen Gründen“ gefallen. Er sprach von „bestimmten Problemen“, die seinen Verbleib im Team „einfach unhaltbar“ gemacht hätten – ein klarer Hinweis auf interne Spannungen mit dem IPT-Management. Details nannte er jedoch nicht.
Die jüngsten Transfergerüchte wies Gee entschieden zurück. „Meine Entscheidung betrifft ausschließlich die Beendigung meines bisherigen Vertrags mit Israel – Premier Tech“, stellte er klar. Zugleich betonte der 26-Jährige, dass er gemäß den UCI-Regularien „noch bei keinem neuen Team unterschrieben oder auch nur Gespräche geführt“ habe.
Diese Worte kommen inmitten zahlreicher Berichte, nach denen Gee kurz vor einem Wechsel zu den INEOS Grenadiers stehen soll. Zuerst hatte Daniel Benson darüber berichtet, später bestätigte der italienische Journalist Ciro Scognamiglio die Gerüchte. Zwar dementierte Gee einen möglichen Wechsel nicht ausdrücklich, doch setzte er in seiner Erklärung einen rechtlichen Kontrapunkt. Zum Abschluss dankte er den Kollegen, mit denen er in den vergangenen Jahren gearbeitet hatte: „Ich möchte den Mitarbeitern und Fahrern, mit denen ich das Privileg hatte zusammenzuarbeiten, ein herzliches Dankeschön aussprechen.“
Schwerer Schlag für Israel – Premier Tech
Für Israel – Premier Tech wäre Gees Abgang ein massiver Verlust. Seit seiner Verpflichtung 2021 entwickelte er sich zu einem der wertvollsten Fahrer des Teams – sportlich wie auch in puncto Markenpräsenz.
Seinen Durchbruch feierte Gee beim Giro d’Italia 2023, wo er mit unermüdlichen Angriffen und mehreren Podiumsplatzierungen im Ausreißerfeld die Herzen der Fans gewann. Ein Jahr später bestätigte er sein Potenzial eindrucksvoll: Platz vier in der Gesamtwertung des Giro 2024 machte ihn endgültig zu einem Fahrer von internationalem Topniveau.
Israel – Premier Tech hatte diese Entwicklung mit einem langfristigen Fünfjahresvertrag bis 2028 honoriert. Doch genau dieser Vertrag ist nun Gegenstand eines eskalierenden Rechtsstreits, der sich zu einer der kompliziertesten Auseinandersetzungen der jüngeren WorldTour-Geschichte entwickeln könnte.
IPT widerspricht – und verweist auf die UCI
Noch vor Gees Erklärung veröffentlichte auch das Team ein offizielles Statement. Darin bestätigte IPT den Eingang einer Kündigung durch die Anwälte des Fahrers am 9. August. Man sehe den Vertrag jedoch nach wie vor als gültig an.
„Israel – Premier Tech hat unerwartet eine Kündigung von den Anwälten von Derek Gee erhalten“, hieß es. „Gee, der bei uns einen Vertrag bis 2028 besitzt, war in Gesprächen mit der Teamleitung über eine mögliche Anpassung. Israel – Premier Tech ist der festen Überzeugung, dass sein Vertrag gültig ist... und befindet sich in Gesprächen mit Gees Vertretern sowie der UCI, um die Situation zu klären.“
Die explizite Nennung der UCI zeigt, dass bereits ein formelles Verfahren eingeleitet wurde. IPT scheint entschlossen, Gees Vertragsauflösung juristisch anzufechten.
Wie geht es weiter?
Die weitere Entwicklung hängt nun entscheidend von der UCI ab. Sollte Gees Anwaltsteam nachweisen können, dass Vertragsbedingungen verletzt wurden oder die Kündigung nach den Regularien zulässig ist, könnte er noch in dieser Vorsaison ein neues Team finden. Gelingt das nicht, droht ein langwieriger Rechtsstreit – mit ungewissem Ausgang.