Arnaud De Lie ist ein Fahrer mit enormem Talent, halb Sprinter, halb Klassiker-Spezialist. Doch in einer Ära mit Ausnahmekönnern wie
Mathieu van der Poel kommt der Lotto-Profi auf höchstem Niveau nicht oft zum Sieg. Heute war es anders: Er schlug den Alpecin-Deceuninck-Star sowohl im Schlusssprint der Etappe als auch im Kampf um die Gesamtwertung – nach einem unglaublich engen Duell.
„Es war vielleicht nicht mein bester Tag bei dieser
Renewi Tour. Aber manchmal ist es besser, einfach weiterzumachen. Du versuchst es mit den Beinen, die du hast. Ich habe versucht, die Kräfte für den Sprint aufzusparen. Es war ein kleines Risiko, aber am Ende habe ich es gut gespielt,“ sagte De Lie nach dem Rennen. „Ich kann gar nicht beschreiben, was heute passiert ist. Ich bin einfach unglaublich glücklich. Nach einem schwierigen Frühjahr hier eine WorldTour-Gesamtwertung plus eine Etappe zu gewinnen, ist einfach ein Traum.“
Der Belgier startete den Finaltag im Führungstrikot, verlor dieses jedoch im „grünen Kilometer“ an einen explosiven van der Poel, der sich wertvolle Bonifikationen schnappte. Das stellte das Rennen kurz vor Schluss komplett auf den Kopf – und van der Poel war so stark, dass De Lie mehrfach die Attacken verpasste, die vorne wegzogen.
„Meine Position am Wijnpers war nicht ideal. Meine Beine waren gut, aber nicht gut genug. Ich habe versucht, dranzubleiben. Manchmal darf man nicht nur drücken, sondern muss auch denken. Heute habe ich meine Karten mit den Beinen ausgespielt, die ich hatte.“ Für De Lie war es eine äußerst komplizierte Situation, und im Finale wurde klar: Nur ein perfekter Sprint konnte sein Rennen retten.
Arnaud De Lie auf dem Podium der ADAC Cyclassics Hamburg
Das Rennen auf eine traumhafte Weise beenden
Doch für den 23-Jährigen fügten sich alle Sterne zusammen: Sämtliche Attacken wurden neutralisiert, und es kam tatsächlich zum Massensprint. Dort setzte sich De Lie durch – direkt vor einem ebenfalls extrem starken Mathieu van der Poel, der Zweiter wurde. Doch dieser kleine Vorsprung reichte, um nicht nur die Etappe, sondern auch die Gesamtwertung für sich zu entscheiden.
„Am Ende war Jenno [Berckmoes] noch bei mir. Er arbeitet immer gut für mich. Ich bin froh, dass ich heute für meine Teamkollegen gewinnen konnte. Wenn man Zweiter wird, fehlt einem die Sahne auf dem Kuchen – aber heute waren es nicht nur eine, sondern gleich zwei oder drei Schichten.“
De Lie, der in den vergangenen Jahren mit Verletzungen, Krankheiten und medialem Druck zu kämpfen hatte, konnte endlich die Ergebnisse einfahren, die sein Potenzial schon lange versprach. „Es war eine schwierige Zeit, aber seit einiger Zeit läuft es viel besser. Heute wollte ich das zeigen. Dass ich Mathieu van der Poel schlagen kann, ist fantastisch. Das schaffen nicht viele.“