Zwei Tage vor dem Start des
Criterium du Dauphine 2025 rückt ein Duell in den Mittelpunkt des Interesses:
Tadej Pogacar gegen
Jonas Vingegaard – das wohl bedeutendste Aufeinandertreffen im Straßenradsport der letzten fünf Jahre. Beide setzen beim wichtigsten Vorbereitungsrennen zur
Tour de France auf starke Helferteams, doch die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein.
Pogacar kehrt zurück – mit Rückenwind und großem Ziel
Das
UAE Team Emirates - XRG reist mit einer hochkarätigen Aufstellung nach Frankreich. Angeführt vom amtierenden Weltmeister Tadej Pogacar, der nach fünf Jahren erstmals wieder an der Dauphiné teilnimmt, gilt das Team als Topfavorit. Pogacar dominierte in diesem Frühjahr mit Siegen bei Strade Bianche, der Flandern-Rundfahrt und Lüttich-Bastogne-Lüttich. Sein bislang einziges Etappenrennen, die UAE Tour, entschied er im Februar souverän für sich.
Doch der Slowene hat noch eine Rechnung offen: Die Dauphiné fehlt ihm bislang in seiner ohnehin imposanten Palmares. In diesem Jahr nutzt er sie vor allem als Generalprobe für die hochalpine dritte Tour-Woche, deren Höhenprofile der Schlussphase der Dauphiné ähneln.
Die beiden großen Rivalen der letzten fünf Jahre: Pogacar und Vingegaard treffen in der Dauphiné aufeinander
An seiner Seite steht ein bewährtes Helferensemble: Pavel Sivakov, bei der Ruta del Sol siegreich, wird die Rolle des wichtigsten Berghelfers einnehmen. Marc Soler, verlässlich wie eh und je, bringt Siege und starke Helferdienste aus Asturien, Andalusien und dem Baskenland mit. Narváez, Wellens und Novak sollen Pogacar auf den welligen Auftaktetappen absichern. Für das Flachstück steht mit Nils Politt ein erfahrener Tempobolzer bereit, dessen Aufgabe klar ist: Das Feld kontrollieren – im Pogacar-Stil.
Vingegaard: Rückkehr mit vielen Fragezeichen
Team
Visma - Lease a Bike setzt alles auf das Comeback von Jonas Vingegaard. Der zweimalige Tour-de-France-Sieger kehrt nach seiner Aufgabe bei Paris-Nizza im März ins Renngeschehen zurück. Ob er seine alte Form wiederfindet, bleibt abzuwarten – doch das Team hat ihn perfekt abgeschirmt.
Matteo Jorgenson – aktuell in bestechender Form mit dem Gesamtsieg bei Paris-Nizza – gilt als potenzieller Plan B und vielleicht sogar als ernstzunehmender Podiumskandidat. Im Vorjahr wurde er bei der Dauphiné nur knapp von Primoz Roglic geschlagen. Auch Sepp Kuss ist zurück in der Helferrolle, die ihn einst berühmt machte. Allerdings zeigte der Vuelta-Sieger von 2023 bislang eine durchwachsene Saison – seine Form ist fraglich.
Jonas Vingegaard debütierte bei der Volta ao Algarve mit einem Etappensieg und einem Gesamtsieg
Die weiteren Berghelfer sind Attila Valter und Ben Tulett – letzterer gewann zuletzt das Etappenrennen Coppi e Bartali und präsentierte sich in den Ardennen bärenstark. Im Flachland vertrauen die Niederländer auf Victor Campenaerts und Per Strand Hagenes.
Trotz Vingegaards Ungewissheit sieht die Visma-Mannschaft auf dem Papier besonders ausgeglichen aus – mehr noch: Sie könnte im direkten Vergleich mit UAE sogar leicht die Nase vorn haben.
Ein erstes Kräftemessen mit begrenzter Aussagekraft
Obwohl viele Augen auf Pogacar und Vingegaard gerichtet sind, wird das Critérium du Dauphiné 2025 mehr Fragen stellen als beantworten. Die Formkurve beider Stars ist noch nicht final – vor allem Vingegaard muss zunächst zeigen, dass er nach der langen Pause konkurrenzfähig ist.
Doch eines ist sicher: Wer bei der Dauphiné überzeugt, geht mit psychologischem Rückenwind in die Tour. Und wer sich hier versteckt, wird spätestens im Juli unter Beweisdruck geraten.