Tom Pidcock, einer der vielseitigsten Radstars der Gegenwart, wird bei den Kurzbahn- und Cross-Country-Weltmeisterschaften (9.–14. September 2025) in der Schweiz nicht an den Start gehen. Stattdessen richtet der Brite, Olympiasieger von Tokio 2021 und Paris 2024 sowie Weltmeister von 2023, seinen Blick fest auf die Vuelta a España.
Der 26-Jährige, seit dieser Saison im Trikot des Q36.5 Pro Cycling Teams unterwegs, verzichtet damit auch auf das mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen mit
Mathieu van der Poel auf den Trails – ein Showdown, den viele Fans als Höhepunkt des MTB-Jahres gesehen hätten.
„Es ist schade, denn ich hätte gerne teilgenommen, vor allem um gegen Mathieu anzutreten. Aber ich möchte mich mehr auf die Straße konzentrieren, und wir bauen unser Team neu auf. Es macht also Sinn, die Vuelta zu fahren“, erklärte Pidcock gegenüber De Telegraaf.
Von Turin nach Madrid – Pidcocks zweite Vuelta
Am 23. August beginnt für Pidcock das spanische Abenteuer – von Turin aus rollt das Peloton zu seiner zweiten Vuelta, vier Jahre nach seinem Debüt 2021. Die ersten Monate bei Q36.5 verliefen vielversprechend, auch wenn der Giro d’Italia ohne Etappensieg oder Platzierung in der Gesamtwertung endete.
Seit seinem Triumph am Alpe d’Huez bei der Tour de France 2022 wartet Pidcock auf einen Grand-Tour-Etappensieg. Doch mit frischer Motivation und einem gezielten Vorbereitungsblock hofft er, in Spanien den Bann zu brechen.
Seine Saisonbilanz liest sich durchaus stark: Etappensieg beim Arctic Race of Norway am vergangenen Wochenende, Gesamtsieg und zwei Etappen bei der AlUla Tour, ein weiterer Tagessieg bei der Ruta del Sol sowie Podiumsplätze bei Strade Bianche (2. hinter Tadej Pogacar) und La Flèche Wallonne (3.).
Van der Poel auf MTB-Mission
Während Pidcock der Straße den Vorrang gibt, verfolgt Mathieu van der Poel in diesem Jahr das Ziel, endlich MTB-Weltmeister zu werden. Der Niederländer, bereits siebenfacher Cyclocross-Weltmeister und Träger des Regenbogentrikots auf der Straße sowie im Gravel, sieht darin das „letzte fehlende Puzzlestück“ seiner Karriere.
„Wenn ich aufhöre und der Weltmeistertitel im Mountainbiking fehlt, wäre das das Einzige, bei dem ich sagen würde: schade. Der Rest ist mir eigentlich egal“, sagte van der Poel im März gegenüber dem Helden-Magazin.
Pidcock bewundert die Vielseitigkeit seines Rivalen:
„Normalerweise gehört er zu den Besten der Welt, und deshalb genieße ich es, gegen ihn anzutreten. Ja, ich habe auch ein paar Titel, die er gerne hätte, aber Mathieu ist mir auf der Straße weit voraus. Er hat neun Monumente und Weltmeistertitel in drei verschiedenen Disziplinen gewonnen – und die Straße ist die wichtigste von allen.“
Blick in die Zukunft – Ambitionen auf der Straße
Für Pidcock ist klar: Wer auf der Straße ganz nach vorne will, muss auch seine Schwächen gezielt angehen.
„Mein Zeitfahren muss sich noch stark verbessern, aber vielleicht kann ich eine Top-Ten-Platzierung anstreben. Bei einer Grand Tour auf dem Podium zu stehen, wäre fantastisch, aber sie zu gewinnen, ist für mich das Schwerste auf der Welt. Ich weiß, wie es ist, ein Eintagesrennen zu gewinnen, aber eine Grand Tour? Das ist eine ganz andere Geschichte.“
Ob er in Spanien den nächsten Schritt auf der Straße machen kann, wird sich ab dem 23. August zeigen. Fest steht: Der MTB-Weltmeistertitel bleibt in diesem Jahr für Pidcock außer Reichweite – zugunsten einer vielleicht noch größeren Trophäe auf dem Asphalt.