„Ich bin hier, um mein Radfahren zu genießen“ – Romain Bardet startet nach Rücktritt bei den Gravel-Weltmeisterschaften

Gravel
Freitag, 10 Oktober 2025 um 12:00
RomainBardet
Die Schotter-Weltmeisterschaften 2025 in Südlimburg werden ein Stelldichein für einige der größten Namen des Radsports – und einer davon ist Romain Bardet. Der Franzose, der in diesem Sommer seine Karriere als Straßenprofi beendet hat, wird am Sonntag zum ersten Mal an den Start eines Gravel-WM-Rennens gehen. Noch immer in den Farben seines langjährigen Teams Picnic PostNL, genießt Bardet inzwischen die neue Freiheit seiner zweiten Karrierephase.
„Gravel hat mich schon immer interessiert, aber ich musste erst aufhören, um das wirklich zu begreifen“, erklärte Bardet im Gespräch mit Cyclingnews. „In meinen letzten Straßenrennen habe ich gesehen, dass selbst WorldTour-Fahrer bei Gravel-Events vorn mitmischen, aber oft nicht die Stärksten im Feld sind. Es ist einfach eine andere Disziplin.“
Der 131 Kilometer lange Kurs in Südlimburg ist größtenteils flach, mit einigen kurzen, giftigen Anstiegen – kein Terrain, das Bardet ideal liegt. Dennoch gilt der 34-Jährige als Außenseiter mit Potenzial. Ursprünglich sollte die Weltmeisterschaft in Nizza, unweit seiner Heimat, stattfinden, doch die Pläne wurden im Frühjahr geändert. Seither hat Bardet an mehreren Gravel-Rennen in Europa teilgenommen, unter anderem in Schweden, Finnland, Italien und Spanien – und dabei bereits Siege eingefahren.
„Ich war überrascht, wie hart man arbeiten muss, um vorn zu bleiben“, sagt Bardet. „Man fährt praktisch vom Start weg Vollgas, und das gefällt mir. Ich bin zwar kein Vollzeitprofi mehr, aber ich habe den Übergang gut gemeistert.“

Ein fließender Übergang – vom Straßenstar zum Gravel-Abenteurer

Dass Bardet diesen Wechsel so reibungslos vollzogen hat, liegt auch an der engen Verbindung zu seinem ehemaligen Team. „Ich hatte das Glück, in einer Mannschaft zu fahren, die meine Wünsche verstanden hat“, sagt er. „Als ich Iwan Spekenbrink anrief und ihm sagte, dass ich 2025 aufhören wolle, bot er mir einen großartigen Plan an: noch einmal den Giro fahren, meine Karriere bei der Dauphiné beenden und dann mit dem Team Gravelrennen bestreiten. Genau so kam es.“
Der stilvolle Abschied beim Critérium du Dauphiné war für Bardet ein emotionaler Moment, bevor er sich neuen Herausforderungen zuwandte. Heute genießt er die Freiheit, sein Programm selbst zu gestalten. „Ich bin bewusst aus dem Straßenrennsport ausgestiegen, weil ich mehr Freiheiten wollte. Ich fahre nicht um Titel, sondern aus Freude. In diesem Jahr bin ich gern in die Niederlande gekommen – ich bin hier, um mein Radfahren zu genießen.“

Starke Konkurrenz bei der WM

Bardet wird es mit einem Weltklassefeld zu tun bekommen. Zu den Favoriten zählen unter anderem Tom Pidcock, Tim Wellens, Tim Merlier, Tibor Del Grosso, Matej Mohoric – und mit Johan Museeuw sogar eine echte Klassiker-Legende.
„Ich weiß, dass ich nicht so scharf und fit bin wie Pidcock oder Wellens. Sie gehören zu den besten Fahrern der Welt, das wird körperlich hart“, räumt Bardet ein. „Aber ich hoffe, ich kann mich vorn zeigen. Es wird ein großes belgisch-niederländisches Aufgebot geben, und das Rennen wird eher wie ein Straßenrennen aussehen – mit vielen Positionskämpfen. Aber ich bin bereit für den Kampf. Man genießt den Tag nur, wenn man vorne liegt.“
Mit dieser Einstellung zeigt Bardet, dass sein Rücktritt kein Abschied vom Wettkampfgeist war – sondern ein Neustart auf unbekanntem Terrain.
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