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Guangxi-Rundfahrt markiert den Abschluss der WorldTour-Saison und bringt noch einmal Spannung in den asiatischen Rennkalender. In China kämpfen die Profis sechs Tage lang um wertvolle UCI-Punkte und prestigeträchtige Etappensiege. Wir werfen einen Blick auf das Starterfeld und die Besonderheiten des letzten großen Rennens des Jahres.
Seit ihrer Premiere im Jahr 2017 hat sich die Guangxi-Rundfahrt von einem jungen Event zu einem festen Bestandteil des UCI WorldTour-Kalenders entwickelt. Das Rennen wurde als zweite chinesische WorldTour-Veranstaltung nach der inzwischen eingestellten Tour of Beijing ins Leben gerufen. Nach einer pandemiebedingten Pause in den Jahren 2020 bis 2022 kehrte die Rundfahrt 2023 zurück und hat seitdem ihren Status als offizielles Saisonfinale der Männer wieder gefestigt.
Die Strecke der Guangxi-Rundfahrt hat sich über die Jahre mehrfach verändert, bietet aber traditionell Chancen für unterschiedlichste Fahrertypen – von explosiven Sprintern über offensive Puncheure bis hin zu starken Kletterern. Einen chinesischen Gesamtsieger gab es bisher nicht. In die Siegerliste trugen sich Fahrer wie Tim Wellens, Gianni Moscon, Milan Vader und zuletzt Lennert Van Eetvelt ein, der 2024 dank seines Triumphs auf der Königsetappe und einer souveränen Verteidigung am Schlusstag den Gesamtsieg feiern konnte.
Etappe 1: Fangchenggang - Fangchenggag
Fangchenggang - Fangchenggang, 149,4 Kilometer
Die erste Etappe der Guangxi-Rundfahrt führt über 149 Kilometer rund um die Hafenstadt Fangchenggang und eröffnet das Rennen mit einem kompakten Rundkurs. Drei kurze Anstiege sorgen zwar für etwas Abwechslung im Profil, dürften aber kaum entscheidend sein. Vielmehr deutet alles auf einen klassischen Massensprint hin – und damit auf einen explosiven Kampf um das erste Leadertrikot der Rundfahrt.
Etappe 2: Chongzuo - Jingxi
Chongzuo - Jingxi, 179,6 Kilometer
Die zweite Etappe der Guangxi-Rundfahrt verspricht eine spannende Mischung aus Taktik und Tempohärte. Der größte Teil der Strecke von Chongzuo nach Jigxi ist flach – doch das Finale hat es in sich.
Ein 7,7 Kilometer langer Anstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 3,7 % könnte für die reinen Sprinter zur echten Prüfung werden. Wer hier nicht am Limit klettert, riskiert den Anschluss zu verlieren. Vom Gipfel, rund 30 Kilometer vor dem Ziel, geht es dann keinen Meter bergab – ein welliges, kräfteraubendes Finale, das perfekt für offensive Puncheure und ausdauerstarke Allrounder gemacht ist.
Etappe 3: Jingxi - Bama
Jingxi - Bama, 214 Kilometer
Die dritte Etappe der Guangxi-Rundfahrt bietet den Sprintern erneut eine große Gelegenheit – allerdings mit einem langen und fordernden Tag im Sattel. Über 214 Kilometer führt die Strecke durch welliges Terrain, das für einige der weniger kletterstarken Fahrer zur Herausforderung werden könnte.
Trotz des ruppigen Profils dürften die Anstiege kaum ausreichen, um die reinen Sprinter ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Im schnellen Finale von Bama wird daher erneut ein Massensprint erwartet – ein weiterer Showdown der Schnellsten des Pelotons um den Tagessieg.
Etappe 4: Bama - Jnichengjiang
Bama - Jingchengjiang, 176,8 Kilometer
Die vierte Etappe der Guangxi-Rundfahrt verspricht Spannung und Bewegung im Feld. Das hügelige Profil begünstigt zwar erneut einen Sprint, doch diesmal könnten auch Ausreißer realistische Siegchancen haben. Mehrere Anstiege sind über den Tag verteilt – der härteste gleich zu Beginn, wo sich eine starke Gruppe früh absetzen könnte.
Der entscheidende Anstieg 35 Kilometer vor dem Ziel ist 3,8 Kilometer lang und weist 6,3 % Steigung auf. Hier könnten einige Sprinter bereits abreißen lassen müssen. Rund 11,5 Kilometer vor dem Ziel wartet dann ein Bergaufsprint mit 7 %, an dem die Fahrer der Gesamtwertung um wertvolle Zeitbonifikationen kämpfen werden – und wo sich das Feld möglicherweise in mehrere Gruppen aufspalten dürfte.
Etappe 5: Yizhou - Nongla
Yizhou - Nongla, 165,8 Kilometer
Wie jedes Jahr führt die Königsetappe der Guangxi-Rundfahrt hinauf nach Nongla. Es handelt sich um eine klassische „Unipuerto“-Etappe, wie man in Spanien sagen würde – einen völlig flachen Tag mit nur einem einzigen, aber entscheidenden Schlussanstieg, der direkt im Ziel endet. Dieser ist zwar kurz, dafür jedoch ausgesprochen steil – ganz nach iberischem Vorbild.
Der Anstieg nach Nongla misst 3,2 Kilometer bei einer durchschnittlichen Steigung von 7,3 %. Frühzeitige Angriffe könnten gefährlich werden, doch die meisten Favoriten werden ihre Kräfte für die letzten 1,2 Kilometer aufsparen – dort steigt die Straße im Schnitt auf fast 15 % an. Dieses brutale Finale ist wie gemacht für explosive Puncheure und starke Kletterer und dürfte die entscheidenden Sekunden im Kampf um den Gesamtsieg bringen.
Etappe 6: Nanning - Nanning
Nanning - Nanning, 134,3 Kilometer
Die letzte Etappe der Guangxi-Rundfahrt führt traditionell über den Rundkurs von Nanning, der seit mehreren Jahren das große Saisonfinale bildet. Auf den ersten Blick spricht vieles für einen Massensprint, doch das Profil hält einen spannenden Schlüsselpunkt bereit: einen kurzen, aber intensiven Anstieg, den das Feld gleich fünfmal bewältigen muss.
Dieser 1,3 Kilometer lange Anstieg mit einer Steigung von 11,5 % ist steil genug, um das Peloton zu spalten und mutige Attacken zu provozieren. Ob Ausreißer hier tatsächlich durchkommen, bleibt fraglich – der letzte Anstieg liegt 19,5 Kilometer vor dem Ziel, was den Sprintern nur begrenzt Zeit lässt, sich zu erholen und ihre Teams für das Finale zu formieren. Ein explosiver Abschluss einer abwechslungsreichen Rundfahrt ist garantiert.
Prognose der Gesamtwertung der Guangxi-Rundfahrt 2025:
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Jan Christen,
Mattias Skjelmose** Pello Bilbao, Aurélien Paret-Peintre, Cian Uijtdebroeks
* Victor Lafay, Mikkel Honoré, Lukas Nerurkar, Alexey Lutsenko, Tao Geoghegan Hart, Alan Hatherly, Roger Adrià, Harold Martin Lopez
Unser Tipp: Mattias Skjelmose
Original: Rúben Silva