Visma | Lease a Bike in der Taktik-Krise: „Was machen sie da?“ – Armstrong und Wiggins zerlegen Strategie auf der Königsetappe

Die 18. Etappe der Tour de France 2025 – von Visma | Lease a Bike seit dem Grand Départ als entscheidender Tag auserkoren – wurde für das niederländische Team zum Sinnbild eines chaotischen Rennens. Anstatt mit einem offensiven Paukenschlag Tadej Pogačar unter Druck zu setzen, lieferte Visma eine rätselhafte Vorstellung ab, die selbst erfahrene Analysten wie Lance Armstrong, George Hincapie, Sir Bradley Wiggins und Spencer Martin sprachlos zurückließ.

In der neuesten Folge des Podcasts The Move versuchten die vier Experten, das Fiasko der Königsetappe einzuordnen – und kamen zu einem vernichtenden Urteil.

Jonas Vingegaard setzte zwar 71 Kilometer vor dem Ziel auf der Col de la Madeleine einen ersten Angriff, doch daraus entwickelte sich nie eine nennenswerte Aktion. Danach folgte eine chaotische Aneinanderreihung von Angriffen ohne klares Konzept: Matteo Jorgenson attackierte, fuhr alleine, nur um wenig später komplett zurückzufallen. Als das Rennen den Col de la Loze erreichte, waren Vismas Optionen aufgebraucht. Vingegaards letzte Attacke kam erst auf dem finalen Kilometer – ein leichtes Spiel für Pogačar, der konterte und seinen Vorsprung ausbaute.

„Wir haben in den letzten drei Wochen viel Zeit damit verbracht, ihre Taktik in Frage zu stellen“, sagte Armstrong. „Wenn wir uns das Rennen ansehen, fragen wir uns alle dasselbe – was machen sie? Ich bin wirklich verblüfft.“

Wiggins kritisierte vor allem die viel zu offene Kommunikation des Teams: „Eines der Dinge, die ich einfach nicht verstehe, ist, warum sie so offen sagen, was sie tun werden und wann sie es tun werden. Sie haben im Grunde die ganze Zeit gesagt, dass dies die Etappe und der Plan war – Pogačar am Col de la Loze zu sprengen.“

Spencer Martin pflichtete ihm bei: „Sie haben im Grunde genommen öffentlich gesagt, dass sich ihre ganze Tour darum dreht, Pogačar an diesem Anstieg zu knacken.“

Wiggins weiter: „Warum sagst du das so laut? Halt einfach die Klappe und überlass es der Straße – überrasche Tadej.“

Für Armstrong war Vismas größtes Problem nicht die gescheiterte Taktik, sondern der grundsätzliche Ansatz, Pogačar überhaupt unter Druck setzen zu wollen. „Es war ein unglaublich harter Anstieg, und er (Pogačar) hat sich einfach nur entspannt. Er war gelangweilt. Er hatte zwei Teamkollegen dabei und aß lässig sein Gel“, so Armstrong.

Der Amerikaner ließ keinen Zweifel daran, dass Vingegaard in diesem Rennen nie in der Lage war, Pogačar zu fordern.

Hincapie versuchte dagegen, einen moderateren Ton zu finden: „Sehen Sie, zumindest haben sie versucht, etwas zu tun. Vielleicht nicht die richtigen Schritte, aber man konnte sehen, dass sie sich bemühten. Ich hätte gerne gesehen, dass sie auf Etappensiege aus waren.“

Doch Armstrong blieb bei seiner harten Analyse: „Weißt du, was sie noch versuchen könnten? Nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass sie versucht haben, nichts zu tun. Einfach das Rennen laufen lassen, den Druck auf UAE ausüben. Für die 20. Etappe würde ich ernsthaft in Betracht ziehen, nichts zu tun. Sie haben das Gelbe Trikot? Toll – du willst die Tour gewinnen? Finde es heraus.“

Er fügte hinzu: „Klar, holt euch die Etappe, wenn ihr wollt. Aber ihr solltet nicht vorne mitfahren und das Tempo für Tadej Pogačar vorgeben, nur damit wir alle zusehen können, was er im Ziel wieder macht. Ich garantiere dir, dass Pogačar dort sitzt und sich fragt, was zum Teufel sie da tun. Etwa so: ‚Ihr denkt, ihr wollt mir die Krone wegnehmen? OK, passt mal auf.‘“