Nach der spektakulären 18. Etappe der
Tour de France 2025 wurde heftig über Ben O'Connors Tagessieg und das packende Duell zwischen
Jonas Vingegaard und
Tadej Pogacar diskutiert. Doch in den sozialen Netzwerken war es vor allem ein Name, der für Aufsehen sorgte:
Lenny Martinez.
Der junge Franzose von Bahrain Victorious, der als Mitführender der Bergwertung in die Etappe gestartet war, fiel durch eine umstrittene Szene auf, die Fans und Experten gleichermaßen empörte. Bei einer Abfahrt vom Col du Glandon, 114 Kilometer vor dem Ziel, griff Martinez nicht nur einmal, sondern gleich dreimal zu einer sogenannten „klebrigen Flasche“ – einer unerlaubten Hilfe durch längeres Festhalten am Begleitfahrzeug.
Unverfrorene Hilfe: Drei „Bidon-collé“ in einer Abfahrt
Martinez, der bis dahin im hinteren Teil der Ausreißergruppe fuhr, wurde dabei von den TV-Kameras erwischt, wie er sich mit der Trinkflasche am Teamfahrzeug festhielt und sich so wieder ins Rennen brachte. Besonders kurios: In einem Fall nahm er ein Energiegel entgegen, um es anschließend direkt wieder ins Auto zurückzuwerfen – eine Szene, die in den sozialen Medien viral ging.
Trotz des eindeutigen Videobeweises blieb die Rennjury milde: Martinez erhielt eine Geldstrafe, verlor 8 Punkte in der Bergwertung, durfte das Rennen jedoch fortsetzen. Diese Entscheidung stieß auf viel Kritik.
Ex-Profi Moberg: „Martinez hätte rausfliegen müssen“
Der dänische Ex-Profi und heutige Sportdirektor Christian Moberg zeigte sich im dänischen TV2 überrascht über die lasche Sanktionierung: „Das ist überhaupt keine angemessene Strafe. Als die neue Regel eingeführt wurde, dass man sich nicht am Auto festhalten und Hilfe holen darf, wurden andere Fahrer sofort nach Hause geschickt. Vincenzo Nibali wurde deswegen disqualifiziert“, so Moberg. „Ich denke, das war damals übertrieben. Ich bin selbst Sportdirektor und habe das auch schon gemacht. Aber das hier war vielleicht ein bisschen zu viel des Guten.“
Vor allem die Dreistigkeit von Martinez und Bahrain Victorious stößt Moberg sauer auf: „Es ist ganz klar, dass Martinez in Schwierigkeiten war und das Auto zur Hilfe holen wollte. Eigentlich hätte er ein paar Gels holen sollen, aber es war eine eindeutige Schleuderhilfe. Ich habe das nach der Etappe gesehen und bin direkt auf Social Media gegangen – und dort herrscht große Einigkeit: Lenny Martinez hätte disqualifiziert werden müssen.“
Im Internet kursieren zahlreiche Videos der Szene. Der Clip des französischen Journalisten Antoine Vayer, der die drei „Bidon-collé“-Situationen hintereinander zeigt, wurde tausendfach geteilt:
Glück gehabt oder bevorzugt? Die Diskussion reißt nicht ab
Dass Martinez trotz dieser Regelverstöße weiterhin im Rennen bleibt und die maximale Punktzahl am Anstieg der Hors Catégorie kassieren konnte, sorgt für anhaltenden Unmut. Viele Beobachter fragen sich, ob die Jury mit einem französischen Fahrer auf französischem Boden zu nachsichtig war.
Das letzte Wort dürfte in dieser Causa noch nicht gesprochen sein – doch eines ist sicher: Die „klebrige Flasche“ von Lenny Martinez wird als einer der größten Eklats dieser Tour de France in Erinnerung bleiben.