Marlen Reusser hat bei der
Europameisterschaft 2025 ein weiteres Kapitel ihrer beeindruckenden Saison geschrieben. Nur eine Woche nach ihrem ersten Weltmeistertitel in Kigali setzte die Schweizerin im Zeitfahren erneut Maßstäbe und holte sich souverän das Regenbogentrikot.
Auf dem 23,9 Kilometer langen Kurs in Lyon stoppte Reusser die Uhr nach 33:06 Minuten. Damit sicherte sie sich einen komfortablen Vorsprung von 49 Sekunden auf die Norwegerin Mie Bjorndal Ottestad. Das Podium komplettierte die Niederländerin Mischa Bredewold.
Frühes Tempo und taktische Überlegenheit
Zu Beginn diktierte die Britin Anna Henderson das Tempo und markierte mit 34:12 Minuten die erste Spitzenzeit. Ottestad erhöhte kurz darauf den Druck und setzte mit 33:56 Minuten eine neue Benchmark. Ihre gleichmäßige Leistung in allen drei Sektoren hielt Henderson zunächst auf dem heißen Stuhl. Doch Reusser, die amtierende Weltmeisterin, hatte ihr Pulver für den Schlussteil aufgespart.
Reusser hat das Regenbogentrikot in Kigali erst vor wenigen Tagen übernommen
Am ersten Kontrollpunkt lag sie nur leicht hinter der Spitze, bevor sie im mittleren Sektor mit 15:52 Minuten alle Konkurrentinnen deutlich distanzierte – 14 Sekunden schneller als Katrine Aalerud und neun Sekunden schneller als Ottestad. Von diesem Moment an zeichnete sich ihre Überlegenheit ab, und bis ins Ziel lieferte Reusser eine nahezu fehlerfreie Meisterleistung gegen die Uhr ab.
„Es ist wirklich cool. Ich bin stolz darauf, diese beiden Trikots zu tragen“, sagte Reusser nach dem Rennen im
Gespräch mit Cycling Pro Net. Sie gestand, dass der Sieg so kurz nach dem Weltmeistertitel eine besondere Bedeutung habe: „Ich war die Favoritin, aber man kann sich nie sicher sein – vor allem nach der langen Reise und dem Stress, direkt aus Kigali zu kommen. Deshalb bin ich wirklich froh, dass es geklappt hat.“
Reusser lobte zudem Swiss Cycling für die Unterstützung während der anspruchsvollen Übergangsphase zwischen der Welt- und Europameisterschaft: „Es war keine einfache Vorbereitung, aber Swiss Cycling hat alles perfekt organisiert, sodass ich mich nur auf mich selbst konzentrieren konnte. Sie haben sich wirklich um mich gekümmert. Die vielen Reisen taten mir ein bisschen leid, aber dann dachte ich mir: Remco Evenepoel ist auch in Kigali gefahren und dann hierher gekommen – also sollte ich mich vielleicht nicht zu sehr beschweren.“
Zwei Trikots, eine Wahl
Mit einem Augenzwinkern sprach Reusser auch über die Herausforderung, sich zwischen zwei prestigeträchtigen Trikots zu entscheiden: „Vielleicht kann mein Team ein Halbe-Halbe-Trikot entwerfen oder sogar drei kombinieren – die Farben des Regenbogens, des Europameisters und des Schweizer Meisters. Es wäre schön, sie alle zusammen zu zeigen. Das ist ein Luxusproblem, das wir haben.“
Marlen Reusser demonstrierte damit nicht nur ihre enorme physische Stärke, sondern auch mentale Klarheit. Eine Woche nach dem Triumph in Kigali zeigt sie erneut, dass sie im Zeitfahren aktuell zu den unangefochtenen Topfavoritinnen der Welt gehört.