Die 11. Etappe der
Tour de France hatte alles: Attacken im Gesamtklassement, ein dramatischer Sturz von
Tadej Pogacar, ein hochkarätiges Ausreißerduell – und am Ende einen überraschenden, aber verdienten Sieger:
Jonas Abrahamsen krönte sich nach einer langen Flucht zum Etappensieger in Toulouse.
Dabei galt die Strecke im Vorfeld als vergleichsweise unspektakulär: die flachste Etappe der zweiten Woche – allerdings mit einigen giftigen Hügeln. Doch was als Übergangsabschnitt galt, entwickelte sich zu einem der aufregendsten Renntage der bisherigen Rundfahrt. Das Tempo war vom Start weg brutal hoch, das Ziel wurde deutlich früher als erwartet erreicht – das Peloton kannte kein Halten.
Vingegaard zündet früh – Pogacar geht zu Boden
Bereits früh im Rennen setzte
Jonas Vingegaard ein Ausrufezeichen. Der Titelverteidiger attackierte 65 Kilometer vor dem Ziel überraschend und brachte damit das gesamte Klassement in Bewegung. Tadej Pogacar musste reagieren – doch ausgerechnet der Weltmeister kam wenige Kilometer vor dem Ziel zu Fall. Pogacar touchierte im dichten Finale das Hinterrad von Tobias Johannessen und stürzte. Glücklicherweise blieb der UAE-Kapitän weitgehend unverletzt und konnte seine Position im Feld wieder einnehmen. Der Sturz hatte keine Auswirkungen auf das Gesamtklassement.
Abrahamsen zeigt Kämpferherz – Van der Poel kommt zu spät
Zuvor hatte sich nach zahlreichen erfolglosen Vorstößen eine Fünfergruppe um Jonas Abrahamsen, Mauro Schmid, Fred Wright, Davide Ballerini und Mathieu Burgaudeau vom Feld abgesetzt. Sie hielten das hohe Tempo lange durch, doch von hinten drohte ernsthafte Konkurrenz: Eine zweite Verfolgergruppe mit Topstars wie Mathieu van der Poel, Wout van Aert, Arnaud De Lie und Quinn Simmons nahm die Verfolgung auf – mit Erfolg.
Am vorletzten Anstieg attackierte Abrahamsen, nur Mauro Schmid konnte folgen. Die beiden setzten sich ab und hielten ihren knappen Vorsprung auf dem Weg in Richtung Toulouse. Van der Poel versuchte alles, startete eine beherzte Soloattacke auf den letzten Kilometern, kam aber nicht mehr ganz heran.
Im Ziel setzte sich Jonas Abrahamsen im Sprint gegen Schmid durch – und feierte den größten Erfolg seiner Karriere. Van der Poel kam nur wenige Sekunden später ins Ziel, ausgepumpt, aber mit großem Respekt für seine Leistung.
Fazit: Spektakel mit offenem Ausgang
Trotz des Sturzes von Pogacar und taktischer Manöver in der Gesamtwertung brachte die Etappe keine Veränderungen im Classement. Der Tag gehörte einem Kämpfer aus der zweiten Reihe: Jonas Abrahamsen nutzte seine Chance und schrieb Tour-Geschichte – in einer Etappe, die ursprünglich kaum jemand auf dem Zettel hatte.