„Remco Evenepoel studiert, wie Pogacar angreift" - Experten verraten, wie der Olympiasieger 2026 zurückschlagen will

Radsport
Donnerstag, 16 Oktober 2025 um 19:00
TadejPogacar_RemcoEvenepoel
Während sich viele im Peloton längst mit der scheinbar unerschütterlichen Dominanz von Tadej Pogacar abgefunden haben, arbeitet einer weiter an einer Antwort: Remco Evenepoel. Der Belgier, Olympiasieger und amtierender Zeitfahrweltmeister, begegnet Pogacars Übermacht nicht mit Frustration, sondern mit forensischer Präzision.
Im Café Koers-Podcast erklärten die Het Nieuwsblad-Analysten Jan-Pieter De Vlieger und Guy Van den Langenbergh, dass Evenepoel Pogacar regelrecht studiere – um seine Schwächen zu finden. „Man sieht, dass er analysiert, wie Pogacars Angriffe funktionieren“, sagte De Vlieger. „Er hat verstanden, dass Pogacar nicht wirklich schaltet, sondern einfach seine Kadenz erhöht – und genau in diesen Momenten die Entscheidung fällt.“

Das „kritische Fenster“

Evenepoel soll dieses entscheidende Zeitfenster identifiziert haben: die ein bis zwei Minuten, in denen Pogacar seine Attacken startet und alle Gegner abhängt. „Er weiß, dass er in diesen Beschleunigungsmomenten verliert“, so De Vlieger. „Danach stabilisiert sich das Rennen oft. Also arbeitet er daran, in genau diesen Phasen stärker zu werden.“
Dieses Detailverständnis passt zu Evenepoels Herangehensweise – analytisch, datenbasiert, kompromisslos. Wo andere Fahrer Pogacars Instinkt und Unberechenbarkeit fürchten, sucht Evenepoel nach Mustern.

Rivalität im Werden

Die Saison 2025 zeigte, dass die Rivalität zwischen den beiden erst am Anfang steht. Pogacar gewann erneut Lüttich–Bastogne–Lüttich und die Flandern-Rundfahrt, während Evenepoel später im Jahr in seiner Paradedisziplin zurückschlug: Er dominierte das Zeitfahren bei der Weltmeisterschaft in Kigali, holte seinen dritten WM-Titel in Folge und überrundete dabei ausgerechnet Pogacar – ein symbolischer Moment.
Für viele war das der Beweis, dass Evenepoel nicht nur physisch, sondern auch mental bereit ist, Pogacar auf Dauer herauszufordern. Sein Wechsel zu Red Bull – BORA – hansgrohe ab 2026 gilt als nächste Etappe dieses Projekts. Dort soll er seine Kletter- und Ausdauerqualitäten weiterentwickeln – genau jene Bereiche, die Pogacar zu seinem größten Vorteil machen.

Der letzte Gläubige

In einem Peloton, das Pogacars Übermacht oft als unvermeidlich hinnimmt, bleibt Evenepoel laut De Vlieger „die Ausnahme – einer, der wirklich glaubt, dass er ihn schlagen kann“.
Ob dieser Glaube 2026 in Ergebnisse mündet, bleibt offen. Doch Evenepoel verkörpert etwas, das im modernen Radsport selten geworden ist: die Überzeugung, dass selbst der kompletteste Fahrer der Welt besiegbar bleibt – wenn man nur genau genug hinsieht.
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