Eigentlich hätte Mathieu van der Poels dritter Sieg in Folge bei
Paris-Roubaix im Mittelpunkt stehen sollen. Doch überschattet wurde die sportliche Glanzleistung von einem schockierenden Zwischenfall: Ein Zuschauer warf während des Rennens eine Flasche nach dem Niederländer – sie traf van der Poel im Gesicht. Der Vorfall sorgte für breite Empörung. Van der Poel selbst sprach anschließend von „versuchtem Totschlag“, der Täter stellte sich mittlerweile der Polizei.
Die Szene ist leider kein Einzelfall. Van der Poel wurde in der Vergangenheit mehrfach Ziel gefährlicher Aktionen von Fans – sowohl auf der Straße als auch beim Cyclocross. Nun hat auch
Puck Pieterse, amtierende Mountainbike-Weltmeisterin und eine der vielseitigsten Athletinnen im Radsport, deutliche Worte gefunden.
„So etwas ist einfach nicht akzeptabel“, sagte sie im Interview mit De Telegraaf. „Das ist nicht mit einem Plastikbecher Bier zu vergleichen – auch wenn das natürlich ebenfalls daneben ist.“
Pieterse sieht ein wachsendes Problem: „Es ist traurig, dass es Menschen gibt, die mit dem Vorsatz zu einem Rennen kommen, van der Poel eine Flasche an den Kopf zu werfen. Auch im Frauenradsport erleben wir das – dass uns Dinge entgegengeschleudert oder beleidigende Dinge zugerufen werden.“ Als Beispiel nennt sie einen Vorfall bei der Tour de France Femmes 2023, als Marianne Vos mit einem Bierbecher beworfen wurde. „Und beim Cyclocross – da sind manchmal einfach zu viele betrunkene Leute, die nicht mehr wissen, was sie tun.“
Trotz der negativen Schlagzeilen blickt Pieterse sportlich nach vorn. Ihre Saison verlief bislang solide, auch wenn der erste Sieg noch aussteht. „Der Sieg fehlt noch“, gesteht sie. „Aber ich weiß, wie hoch das Niveau bei diesen Rennen ist – ein Platz in den Top 10 ist schon stark. Für ganz vorne brauche ich einen absoluten Sahnetag.“
Am Wochenende steht für sie das Debüt beim Amstel Gold Race an – ein Heimspiel, auf das sie sich besonders freut: „Ich finde es richtig cool, dass dieses Rennen in den Niederlanden stattfindet. Die Stimmung mit den heimischen Fans wird etwas Besonderes. Freunde und Familie kommen auch – wenn ich hier aufs Podium fahren oder sogar gewinnen könnte, wäre das mega.“
Auch das Mountainbike bleibt fester Bestandteil ihrer Saisonplanung. „MTB ist definitiv Teil meines Programms. Ich will bei den Klassikern vorne mitfahren, aber mein größtes Ziel ist es, mein Regenbogentrikot so oft wie möglich zu zeigen. Die Straßenrennen sind ein super Einstieg in die Mountainbike-Saison.“
Dass ihre Rivalin Fem van Empel kürzlich eine mentale Auszeit angekündigt hat, versteht Pieterse gut: „Das kann jedem passieren. Oft ist es eine Mischung aus Faktoren. Fem hat im Winter deutlich mehr Cross-Rennen absolviert als ich und stand lange unter dem Druck des Weltmeistertrikots. Rennradfahren ist einfach nochmal eine andere Belastung. Es darf nicht zur Pflicht werden – sonst verliert man die Freude daran.“
Mit bemerkenswerter Reife und Bodenständigkeit geht Pieterse ihren Weg – und zeigt einmal mehr, warum sie als eines der größten Talente im Radsport gilt. Ihr Aufstieg scheint gerade erst begonnen zu haben.