Philippe Gilbert hat in seiner Karriere bereits fünf Monumente gewonnen, aber keines davon in so dominanter Weise, wie es
Tadej Pogacar und Mathieu van der Poel in diesem Frühjahr gezeigt haben. Vielleicht ein bisschen langweilig? Gilbert teilt diese Meinung nicht, denn er genießt das Feuerwerk bei jedem Rennen, zu dem diese Phänomene antreten.
"Dieses Jahr war außergewöhnlich", beginnt Gilbert in der L'Equipe seinen Rückblick auf die Saison 2024 bei den Klassikern. "Nicht nur wegen der Namen der Sieger, was an sich schon beeindruckend ist, sondern vor allem wegen der Art und Weise, wie sie die Rennen dominiert haben." Er verweist auf eine Reihe herausragender Momente, wie zum Beispiel Mathieu van der Poels beeindruckendes Sechzig-Kilometer-Solo bei Paris-Roubaix und Tadej Pogacars verheerende Attacke auf La Redoute in Lüttich-Bastogne-Lüttich.
"All das hat mich sehr beeindruckt und ich fand es fantastisch zu sehen", so Gilbert weiter. "Es war wirklich ein Spitzenjahr, und wir können sogar von 'totalem Radsport' sprechen. Diese Generation von angreifenden Fahrern zeigt eine enorme Entwicklung: Sie trauen sich, aus der Ferne anzugreifen und tun dies mit der Gewissheit, dass sie gewinnen können. Ich habe erst vor zwei Jahren aufgehört, aber es ist schon eine ganz andere Welt."
Die Dominanz von Fahrern wie Pogacar und Van der Poel wirft die Frage auf, ob dies nicht auf Kosten der Spannung in den Rennen geht. Gilbert sieht das anders: "Diese Frage ist für mich irrelevant", sagt er. "Es ist Sache der Fernsehregisseure, die Spannung eines Rennens aufrechtzuerhalten. Sehen Sie sich den Giro di Lombardia an: Pogacar ist ein fantastisches Solo gefahren, aber hinter ihm ist viel passiert, was kaum sichtbar war. Die Regisseure müssen sich anpassen und den Kampf hinter dem Führenden besser zeigen."
Laut Gilbert gibt es viele Möglichkeiten, den Zuschauer bei der Stange zu halten, auch wenn der Sieger schon festzustehen scheint. "Als Kommentator für Eurosport ist es manchmal schwierig, die Spannung aufrechtzuerhalten, wenn man weiß, dass jemand wie Pogacar nicht stürzen wird. Das heißt aber nicht, dass der Rest des Rennens nicht interessant ist. Die Kamera sollte öfter auf den Kampf um die anderen Podiumsplätze gerichtet sein."