Oliver Naesen und Sep Vanmarcke analysieren den Geschwindigkeitsrekord bei Paris-Roubaix 2024: "Weil sich Mathieu so sehr abhebt, wollen alle Teams einen Fahrer in der frühen Ausreißergruppe haben"

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 11 April 2024 um 10:15
olivernaesen
Bei Paris-Roubaix 2024 ist es wieder passiert: Der Geschwindigkeitsrekord wurde erneut gebrochen. Genau wie beim Omloop het Nieuwsblad 2024, Kuurne-Brüssel-Kuurne 2024, Milano-Sanremo 2024, dem E3 Saxo Classic 2024 und der Flandern-Rundfahrt 2024. HLN sucht nach einer logischen Erklärung dafür und spricht u.a. mit Oliver Naesen von Decathlon AG2R La Mondiale und Ex-Profi Sep Vanmarcke.
Ein Grund könnte ein günstiger Wind gewesen sein. Aber Vanmarcke sieht ihn nicht als entscheidend an. "Wir hatten dieses Jahr viel Rückenwind, aber der Wind ist nicht immer der entscheidende Faktor. Bei vielen Rennen wird ständig gedreht und gewendet, da hat man sicher nicht den ganzen Tag Rückenwind."
Nach Ansicht von Naesen beschleunigt der Kampf um exklusive Ausreißerplätze das Rennen in der Anfangsphase erheblich. "Weil Mathieu sich so sehr abhebt, wollen alle Teams einen Fahrer in der frühen Ausreißergruppe haben. Es ist sehr schwierig, da reinzukommen. Wenn sich eine frühe Ausreißergruppe von fünf Fahrern absetzen kann, ist das für zehn andere Teams, die nicht dabei sind, nicht gut, und sie beginnen, hinterherzufahren. Wenn sich aber zwanzig Fahrer absetzen, ist das für die favorisierten Teams zu viel und sie beginnen, das Tempo zu erhöhen. Eine frühe Ausreißergruppe zu bilden ist also ein ständiges Spiel, das nicht aufhört."
"In der Vergangenheit wurden den frühen Ausreißern zehn Minuten zugestanden, und das Peloton ließ es in den ersten Stunden ruhig angehen", erinnert sich Vanmarcke. "Die Taktik von Alpecin-Deceuninck bei den letzten Klassikern war es, den Rückstand auf die frühe Ausreißergruppe innerhalb von zwei Minuten zu halten, so dass sie überholen konnten, wann immer sie wollten. Heutzutage wird die frühe Ausreißergruppe von Anfang an gejagt".
"Das Material ist der Schlüssel", so Naesen. "In Roubaix ist die Hälfte unseres Teams mit Zeitfahrsocken über den Schuhen gefahren, obwohl wir wussten, dass es zwanzig Grad warm sein würde und man das bei solchem Wetter nie machen würde, weil es zu heiß ist. Jetzt macht man das, weil man nur eine Millisekunde schneller fahren kann."
"Heutzutage ist die Aerodynamik überall zu finden", stimmt Vanmarcke zu. "Bei den Klassikern werden aerodynamische Fahrräder, aerodynamische Helme, aerodynamische Zeitfahranzüge und sogar aerodynamische Handschuhe verwendet. Auch der Rollwiderstand der Reifen hat sich stark verbessert. Sie fahren alle schlauchlos, was einen geringeren Rollwiderstand bedeutet".

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