Nils Politt blickt auf die Tour de France 2024 zurück: "Wir wussten nicht genau, wie gut Vingegaard sein würde, aber wir wussten, dass Tadej unglaublich gut war"

Radsport
durch Nic Gayer
Samstag, 03 August 2024 um 14:00
tadejpogacar jonasvingegaard
Nils Politt nimmt heute an den Olympischen Spielen 2024 teil und ist ein Außenseiter auf die Goldmedaille, aber seine Arbeit war vor allem bei der Tour de France 2024 bemerkenswert, wo er viele Kilometer für Tadej Pogacar arbeitete, der in Nizza den Sieg holte. Der Fahrer des UAE Team Emirates hat über die Rivalität zwischen dem Slowenen und Jonas Vingegaard gesprochen.
"In den letzten Jahren war Tadej oft alleine in den Bergen, deshalb haben wir uns entschieden, alle unsere besten Kletterer mit zur Tour zu nehmen", sagte Politt im Schlag & Fertig-Podcast. "Das durfte nicht noch einmal passieren, wir wollten Vingegaard dieses Mal unter Druck setzen. In der letzten Woche über den Col de Bonette sind wir so hart gefahren, dass Visma - Lease a Bike einen Mann aus der Spitzengruppe zurückrufen musste, weil Vingegaard alleine war. Wir waren immer noch fünf." Die Taktik ging für UAE tatsächlich auf, die an den Anstiegen den größeren Vorteil hatten, und selbst Politt war in der letzten Woche ganz vorn dabei und zeigte sich in bestechender Form.
Auf jeden Fall war es ein nahezu perfektes Rennen für das Team, das mit demselben Fahrer die zweite Grand Tour der Saison gewonnen hat. Pogacar hatte vor der Grand Depart eine Grand Tour in den Beinen, aber er sah genauso stark aus, wie es sich das Team erhofft hatte. "Wir wussten nicht genau, wie gut Vingegaard sein würde, aber wir wussten, dass Tadej unglaublich gut ist. Er hatte eine super Vorbereitung, mit nur zehn Renntagen vor dem Giro."
"Er war zu Beginn der Tour extrem fit. Wir wollten Vingegaard am vierten Tag über den Galibier unter Druck setzen, genauso wie am zweiten Tag über den San Luca. Wie fit ist er und was kann er leisten? Es stellte sich heraus, dass er sehr fit war und wir eine spannende Tour vor uns hatten", so Politt weiter. "Das war toll, denn ich habe auch die Geschichten vom Giro gehört, wo Tadej einfach weggefahren ist und zehn Minuten vor dem Zweitplatzierten gewonnen hat."
Er spricht über die berühmte 11. Etappe nach Le Lioran, auf der Pogacar Vingegaard abhängte, der Däne ihn aber wieder einholte und ihn im Sprint bis zur Linie schlug. "Tadej sah anfangs gut aus und wollte Zeit gewinnen. Am Ende hat das aber nicht geklappt. Bei so einer harten Etappe muss man 120 Kohlenhydrate pro Stunde zu sich nehmen und das hat er nicht geschafft", verrät der Deutsche. "Der Motor hat dann ein bisschen versagt, das hat man im Sprint gesehen. Normalerweise ist er viel explosiver."
Letztendlich war das aber nicht das Ende der Jagd nach dem Sieg, der später im Hochgebirge besiegelt wurde. Politt weist auch auf eine mögliche Schwachstelle in Jonas Vingegaards Rüstung hin und gibt Einblicke, die man nur aus dem Peloton heraus richtig sehen kann: "Vingegaard braucht wirklich ein Team um sich herum. Wenn er alleine ist, wird er sehr nervös und schaut ständig nach links und rechts. Dann kommt auch Tadej zu dir: 'Siehst du, siehst du? Er ist nervös, nicht wahr!'"