„Mit Schwung ins Rennen – was mit Pogacar unmöglich ist“: Paul Seixas als Frankreichs nächster Tour-Hoffnungsträger

Radsport
Samstag, 30 August 2025 um 9:00
seixas
An der französisch-italienischen Grenze kam es in der vergangenen Woche zur großen Talentschau: Die Tour de l’Avenir, das prestigeträchtigste U23-Etappenrennen, bot packende Duelle der besten Nachwuchsfahrerinnen und -fahrer. Bei den Männern stand vor allem ein Name im Fokus: Paul Seixas. Der erst 18-jährige Franzose, schon in seiner ersten Profisaison als Supertalent gefeiert, war als haushoher Favorit gestartet – und bestätigte am Ende die Erwartungen. Doch sein Sieg war keineswegs ein Selbstläufer.
„Ich bin sehr glücklich“, sagte Seixas nach dem Triumph gegenüber DirectVelo. „Es zeigt, dass ich trotz nicht perfekter Form in der Lage bin, die ganze Woche durchzuhalten und um den Sieg zu fahren. Das ist das Wichtigste.“ Er sprach offen über mentale Tiefpunkte während der Rundfahrt: „Manchmal fehlt das richtige Gefühl, dann bekommt man einen Schlag auf die Moral. Das war eine echte mentale Herausforderung. Aber ich habe nie aufgegeben.“

Früher Rückschlag – dann das große Finale

Zu Beginn stand Seixas gar nicht im Rampenlicht. Zwar übernahm er nach dem Prolog über drei Kilometer das Gelbe Trikot, doch bereits auf der 3. Etappe verlor er es wieder, als sich eine große Gruppe mit seinem Teamkollegen Maxime Decomble absetzte. Fortan führte Decomble die Gesamtwertung an, während Seixas im Hintergrund lauerte.
Die beiden Königsetappen gingen an Jarno Widar, wodurch die Gesamtwertung vor dem abschließenden Bergzeitfahren völlig offen blieb. Decomble führte knapp vor Seixas, während Lorenzo Finn und Widar dicht dahinter lauerten. Im entscheidenden Moment aber zeigte Seixas seine ganze Klasse: Auf La Rosière fuhr er ein dominantes Zeitfahren und sicherte sich den Gesamtsieg.
„Zuerst wollte ich es nach Leistungsmesser fahren, aber schnell merkte ich, dass etwas nicht stimmte – zum Glück war es der Tacho und nicht meine Beine“, lachte Seixas. „Ich wusste, dass Finn und Widar stark waren, aber ich habe die Ruhe bewahrt. Am Ende hatte ich alles unter Kontrolle.“

„Es wird wohl mein einziges Mal hier gewesen sein“

Mit sichtbarer Freude, aber auch etwas Wehmut erklärte Seixas, dass dies wohl sein letztes Avenir gewesen sei: „Es bedeutet mir sehr viel. Es ist das größte U23-Rennen. Ich denke, es wird das einzige in meinem Leben sein, also ist es großartig, gewonnen zu haben.“ Nach seinem Top-10-Resultat beim Critérium du Dauphiné warten auf ihn künftig andere Aufgaben in der WorldTour.
Dort, so weiß er, wird es schwieriger sein, offen um Siege zu fahren: „Bei den Profis trifft man auf Gegner wie Tadej Pogacar – sie sind viel stärker als ich. Da geht es eher darum, eine Top-10-Platzierung zu holen und die Woche durchzustehen.“

Frankreichs große Hoffnung

Viele sehen in Seixas den kommenden Hoffnungsträger Frankreichs, vielleicht sogar den Mann, der die fast vier Jahrzehnte andauernde Durststrecke bei der Tour de France beenden könnte. Vergleiche mit Pogacar weist er jedoch zurück: „Er ist einer der größten Radsportler aller Zeiten. Jedes Jahr ist anders, und ich bin noch weit davon entfernt, mich mit ihm zu vergleichen.“
Seixas’ Sieg bei der Tour de l’Avenir markiert dennoch einen Meilenstein. Für Frankreich bedeutet er nicht nur den Triumph beim wichtigsten U23-Rennen, sondern auch das Aufblitzen einer Zukunftshoffnung, die schon jetzt wie ein künftiger Grand-Tour-Sieger wirkt.
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