Die Winterrekrutierung von
Team Visma | Lease a Bike mag ohne große Schlagzeilen ausgekommen sein, doch eine der leiseren Verpflichtungen liefert bereits aufschlussreiche Einblicke, wie das Team weiterhin künftigen WorldTour-Wert identifiziert.
Anton Schiffer, der vom Continental-Team
Bike Aid zur niederländischen Mannschaft stößt, schildert, wie sein Ausdauerhintergrund und frühe physiologische Marker ihn auf das Radar von Team Visma | Lease a Bike brachten.
Im Gespräch mit radsport-news.com skizzierte der Deutsche einen Entwicklungsweg, der lange vor seiner endgültigen Hinwendung zum Profiradsport begann.
„Ich habe nicht bei null angefangen“, erklärte Schiffer. „Als Triathlet konnte ich mir von Natur aus eine hohe kardiovaskuläre Fitness aufbauen. Mit 15 Jahren hatte ich bereits eine recht hohe VO2max von 75 ml/kg/min.“
Diese Werte, in diesem Alter selbst unter Elite-Ausdauerathleten selten, bildeten das Fundament eines Fahrers, der später ernsthafter auf die Straße wechselte. Schiffer verwies auch auf die Dauerleistung als wichtigen Marker seines Fortschritts. „Ich erinnere mich zudem, dass ich 2022 20 Minuten lang 6,8 Watt pro Kilogramm gefahren bin“, sagte er.
Vom Leistungsprofil zum WorldTour-Vertrag
Dieses physiologische Profil blieb nicht unbemerkt. Schiffer verriet, dass sein Wechsel zu Team Visma | Lease a Bike nach einem herausragenden Ergebnis in diesem Jahr Fahrt aufnahm, als interne Leistungsdaten die Aufmerksamkeit einer der einflussreichsten Figuren der Organisation weckten.
„Nach meinem guten Ergebnis bei der Tour of Greece im Frühjahr hat Patrick Broe, Head of Strategy bei Team Visma | Lease a Bike, das Team kontaktiert“, sagte Schiffer. „Er kennt jeden Fahrer der Welt und fragte, ob er sich meine Daten auf TrainingPeaks ansehen darf. Danach ging alles ziemlich schnell.“
Statt eines klassischen Transfers, der allein von Resultaten getrieben ist, unterstreicht Schiffers Verpflichtung den anhaltenden Fokus von Team Visma | Lease a Bike auf datenbasierte Scouting-Prozesse und langfristiges Entwicklungspotenzial. Für den Fahrer selbst lag der Reiz in der Möglichkeit, sich in einer WorldTour-Struktur weiterzuentwickeln, die für die Veredelung von Kletterern und Ausdauer-Helfern bekannt ist.
„Ich denke, sie haben mich vor allem für die Unterstützung in den Bergen verpflichtet“, erklärte er.
Schiffers Daten weckten das Interesse von Vismas Performance-Abteilung
Lernen, was WorldTour-Rennen wirklich bedeuten
Schiffer zeichnete auch ein klares Bild der Leistungslücke zwischen WorldTour-Rennen und den Ebenen, aus denen er kommt. Statt dramatischer Unterschiede bei Spitzenwerten hob er hervor, wie eng die Leistungsdichte an der Spitze zusammenrückt.
„WorldTour-Rennen sind hinsichtlich der Leistungsdichte deutlich homogener“, sagte er mit Verweis auf jüngste Erfahrungen in hochklassigen Etappenrennen. „Das sieht man bereits in Rennen wie der Deutschland Tour.“
Mit Blick auf einen entscheidenden Anstieg ergänzte Schiffer: „Dort sind wir das Hermannsdenkmal in etwas über fünf Minuten mit fast 7 Watt pro Kilogramm hochgefahren.“
Diese Leistung, so merkte er an, würde auf niedrigerem Niveau normalerweise rennentscheidend sein. „Mit so einer Performance reduzierst du in einem 1.1- oder 2.1-Rennen das Peloton mitunter auf nur 15 bis 20 Fahrer.“
Auf WorldTour-Niveau ist die Realität härter. „In einem WorldTour-Rennen lässt du mit solchen Watt-pro-Kilo-Werten niemanden zurück“, sagte Schiffer. „Oder wenn doch, dann nur sehr wenige.“
Für Team Visma | Lease a Bike steht Schiffer für eine weitere kalkulierte Investition in rohe Ausdauerkapazität und Entwicklungspotenzial. Für den Fahrer bilden die Zahlen, die einst seine Teenagerjahre prägten, nun die Grundlage einer WorldTour-Lehrzeit, gebaut auf Geduld, Daten und Kletterarbeit.