„Mir wurde beigebracht, dass man nicht angreift, wenn das Gelbe Trikot pinkelt“ – Nils Politt kontert Kritik nach Ventoux-Etappe

Radsport
Mittwoch, 23 Juli 2025 um 16:00
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Das UAE Team Emirates – XRG hat die Tour de France 2025 bislang fest im Griff. Einer der auffälligsten Akteure: Nils Politt. Der deutsche Rouleur verbrachte etliche Stunden an der Spitze des Pelotons, hielt Attacken in Schach und kontrollierte das Renngeschehen im Sinne von Teamleader Tadej Pogacar. Doch genau dieses Verhalten brachte ihm nun erhebliche Kritik ein – sowohl aus dem Fahrerlager als auch aus der Öffentlichkeit.
Politt wurde vorgeworfen, Ausreißversuche gezielt unterdrückt und das Rennen übermäßig kontrolliert zu haben. Vor allem auf der 16. Etappe hinauf zum Mont Ventoux sorgte eine Szene für Aufsehen, in der er einen Angriff von Alexandre Delettre (TotalEnergies) energisch konterte. Jean-René Bernaudeau, Sportlicher Leiter des französischen Teams, fand dazu deutliche Worte: „Wir müssen das anprangern. Jeder ist frei, wir tragen nicht dasselbe Trikot. Dieses Verhalten ist unanständig – und es wird auch noch gefilmt.“
Bernaudeau warf Politt vor, den sportlichen Geist zu untergraben. „Ein guter Anführer, wie Pogacar es ist, gewinnt mit einem Lächeln. Ich habe das früher mit Bernard Hinault erlebt. Wir respektierten uns gegenseitig. Heute gibt es eine Arroganz gegenüber jenen, die einfach nur Radrennen fahren wollen“, so der Franzose weiter.
Auch Thomas Voeckler, früherer Fahrer und heutiger TV-Experte, schlug in die gleiche Kerbe. Er warf Politt vor, sich in eine Rolle zu drängen, die ihm nicht zustehe. In den sozialen Medien wurde der Deutsche für seine aggressiven Tempoverschärfungen und sein Verhalten als „Straßenpolizist“ ebenfalls scharf kritisiert.
Politt selbst zeigte sich davon wenig beeindruckt – und reagierte mit einer Mischung aus Ironie und Aufklärung. Gegenüber dem belgischen Sender Sporza erklärte er: „Es war nichts Besonderes. Wir wollten das Rennen kontrollieren. Ein Ausreißer war 1:20 Minuten weg. Ich habe nur reagiert, weil Attacken zu einem Zeitpunkt kamen, als das halbe Feld in der Pinkelpause war – inklusive Tadej Pogacar.“
Der 30-Jährige verteidigte seine Aktionen damit, dass er im Sinne der Fairness gehandelt habe. „Mir wurde beigebracht, dass man nicht angreift, wenn das Gelbe Trikot pinkelt. Aber anscheinend müssen wir diese Regel jetzt neu lernen.“
Tatsächlich war es eine kuriose Situation auf der Ventoux-Etappe: Während Pogacar eine kurze Pause einlegte, griffen einige Fahrer erneut an. Politt reagierte sofort und zog das Tempo wieder an, um die Gruppe zusammenzuhalten. Dass er damit nicht überall auf Verständnis stößt, nimmt er sportlich – und lässt durchblicken, dass seine Priorität der Teamerfolg bleibt.
Die Diskussion über Etikette, Fairplay und Dominanz großer Teams wie UAE Emirates dürfte damit neu entfacht sein. Politt wird in jedem Fall weiterhin eine zentrale Figur im Kampf um das Gelbe Trikot bleiben – ob als Helfer, Kontrollinstanz oder Reizfigur.
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