Jos Lammertink, einer der besten niederländischen Radsportler der 1980er Jahre, ist am vergangenen Wochenende verstorben. Lammertink, der zur goldenen Generation um Joop Zoetemelk gehörte, verstarb am Sonntagnachmittag im Krankenhaus in Almelo nach einem langen Kampf mit einer schwächenden Muskelkrankheit.
Obwohl Lammertink vor allem für seine qualitativ hochwertige Arbeit als Domestique bekannt war, gewann er auch selbst eine Handvoll Rennen, wie zum Beispiel den niederländischen Straßenmeistertitel im Jahr 1986. Lammertink war auch Landesmeister als Amateur (1978). Als Profi gewann er zwei Vuelta-Etappen (1980 und 1981), siegte 1984 bei Kuurne - Brüssel - Kuurne, trug im selben Jahr eine Zeit lang das Leadertrikot bei Paris-Nizza und nahm 1986 an der Tour de France teil.
Bei dieser Tour de France schied Lammertink nach einem schweren Sturz aus. Das war einer der Tiefpunkte, mit denen er zu kämpfen hatte. 1981 wurde bei ihm viel zu spät das Pfeiffersche Drüsenfieber diagnostiziert und 1985 funktionierte seine Schilddrüse nur noch zu 5 Prozent. Das erklärte seine enttäuschenden Leistungen in jenem Jahr. Obwohl Lammertink '86 seinen nationalen Titel feierte, fühlte er sich nie wieder wie früher. 1990 hängte Lammertink sein Fahrrad an den Nagel.
Lammertinks Biographie De Reus van Wierden ist gerade noch rechtzeitig erschienen. Vor drei Wochen wurde das vom Twenter Journalisten Gijs Eijsink verfasste Nachschlagewerk im Kreise seiner Radsportfreunde vorgestellt.
Nicht umsonst lautet der Untertitel seiner Biografie: Das herzzerreißende (Rad-)Leben des Jos Lammertink. In diesem kürzlich vorgestellten Buch enthüllt Lammertink, dass er in seiner Jugendzeit von seinem damaligen Trainer sexuell missbraucht wurde. Als talentierter Fahrer gewann er ein Rennen nach dem anderen, aber er lächelte nie auf einem Foto, sagte der Autor Eijsink letzten Monat dem Dagblad Tubantia: "Weil sein Trainer immer in der Nähe war, konnte Jos seine Siege kaum genießen."