„Jetzt ist es Zeit für ein neues Kapitel“ – Biniam Girmay macht Abschied von Intermarché - Wanty endlich öffentlich

Seit Monaten ein offenes Geheimnis, erfolgte die Bestätigung erst am 28.11.: Intermarché - Wanty und Biniam Girmay gehen getrennte Wege. Der Vertrag des eritreischen Stars mit dem belgischen Team lief eigentlich bis 2028, doch die Fusion mit Lotto eröffnete Raum für Veränderungen. Nun kann Girmay endlich als Fahrer des NSN Cycling Team präsentiert werden.

„Es war eine wunderbare Reise für mich mit Intermarché-Wanty. Ich bin weiterhin dankbar für das Vertrauen, das man mir vor fünf Jahren entgegengebracht hat, und dafür, dass ich die Chance erhielt, WorldTour-Fahrer zu werden“, sagte der Eritreer in einer aktuellen Mitteilung. Der Wechsel erwies sich 2021 für beide Seiten als äußerst wertvoll. Wenige Teams wollten damals auf Girmay setzen, der trotz großer Begabung aus einem Land mit geringer Radsporttradition kam und bis vor Kurzem strikten Visa-Auflagen für Europa unterlag, die seine Arbeit und Trainingspläne erschwerten. Intermarché überwand diese Hürden und formte Girmay vom Rohdiamanten zum echten Juwel.

2022 gewann er Gent-Wevelgem und verschob damit die Grenzen des Möglichen, als erster schwarzer afrikanischer Fahrer mit einem Triumph dieser Größenordnung in den belgischen Frühjahrsklassikern. Kurz darauf legte er beim Giro d’Italia nach und besiegte Mathieu van der Poel im direkten Duell. „Über die Jahre haben wir eine starke, auf gegenseitigem Vertrauen basierende Bindung aufgebaut und sind Schritt für Schritt vom kleineren Profil ins oberste Level des Weltradsports gewachsen. Unterwegs haben wir hart gearbeitet und uns gegenseitig angetrieben, besser zu werden. Wir haben Großes erreicht und gezeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen.“

2024 hob er das Niveau erneut an: drei Etappensiege und das Grüne Trikot bei der Tour de France. Historisch für den Kontinent und Eritrea in vielerlei Hinsicht – und zugleich die endgültige Bestätigung seiner Weltklasse. Seine Popularität kannte in dieser Phase keine Grenzen. „Ich habe die Zusammenarbeit mit diesem Team sehr genossen – die Fahrer, das Personal, das Management – alle haben etwas Wichtiges beigetragen. Manchmal muss man Veränderung annehmen. Jetzt ist Zeit für ein neues Kapitel. Ich danke allen bei Intermarché-Wanty für die vergangenen fünf Saisons.“

Mit der Fusion der beiden Teams suchte Girmay dennoch den Abschied von Intermarché – trotz seiner Rolle als alleiniger Leader und großer Hoffnungsträger. Am 01.09. bestätigte Girmays Agent Alex Carera, dass eine Entscheidung gefallen sei. Ziel ist das NSN Cycling Team, damals noch Israel - Premier Tech, mitten in der Vuelta a España, die den Wandel einleitete. NSN wurde erst kürzlich als neue Teamidentität bekanntgegeben, während Lotto-Intermarché um Girmays Verbleib kämpfte. Nun sind alle Puzzleteile für eine öffentliche Verkündung mit der Schweizer Mannschaft an ihrem Platz.

Intermarché-CEO Jean-François Bourlart ordnete den Wechsel ein: „Ich blicke auf viele glückliche und denkwürdige Momente mit Biniam zurück. Wir sind stolz auf den gemeinsamen Weg, auf dem wir dieses immense Talent zu einer Schlüsselgröße im Weltradsport mitentwickelt haben. Natürlich bleiben einige Augenblicke unauslöschlich, etwa seine Medaille bei der U23-WM in Leuven, seine Siege bei Gent-Wevelgem und beim Giro d’Italia“.

Die Supermarktkette bleibt dem Radsport über das Fusionsprojekt verbunden, übernimmt dort jedoch nur eine Nebenrolle, da Lizenz, ein Großteil des Personals und der Fahrerkader aus dem bestehenden Lotto-Team stammen.

„Der Sieg beim Circuit Franco-Belge, vor unseren Partnern und nur einen Steinwurf von unserem Service Course entfernt, war ebenfalls ein Highlight. Und dann der Triumph in Turin, unser erster bei der Tour de France, sowie das Grüne Trikot in Nizza – das sind Momente, die für immer in unserer Geschichte verankert bleiben. Yekenyeley, Biniam!“