Mit einer inzwischen ruhig, aber stetig wachsenden Saison geht
Marco Frigo in die
Vuelta a Espana 2025 – mit klarem Plan, wachsendem Selbstvertrauen und der Hoffnung, dass ein starkes Abschneiden den Weg zurück ins ikonische Blau des italienischen Nationaltrikots bei den kommenden Europameisterschaften ebnen könnte.
„Jede Etappe wird eine Gelegenheit sein, etwas zu versuchen“, sagt Frigo aufgeregt im
Gespräch mit Bici.Pro vor der Vuelta. „Ich fahre nicht um die Gesamtwertung. Ich werde jede Chance nutzen, die sich bietet, besonders wenn Ausreißer den nötigen Raum zum Erfolg bekommen.“
Der 25-jährige Israel – Premier Tech-Fahrer hat sich in den letzten Monaten als einer von Italiens vielversprechendsten Kletter-Puncheurs etabliert. Nach einer Reihe solider Leistungen – darunter sein erster Profisieg und ein selbstbewusst machender Auftritt bei der
Polen-Rundfahrt – sieht Frigo die Vuelta nicht nur als Prüfstein, sondern als potenzielles Sprungbrett für einen Platz im italienischen Team bei den Europameisterschaften.
Von Anfang bis zum Durchbruch
Obwohl sein Name bei manchen vielleicht unter dem Radar geblieben ist, war Frigos Entwicklung 2025 alles andere als leise. Neben einem respektablen fünften Gesamtrang bei der Baloise Belgium Tour zeigte vor allem sein siebter Platz bei der Tour de Pologne – gekrönt von einem starken abschließenden Zeitfahren – dass sein Fortschritt nicht nur stetig, sondern beschleunigend ist.
„Ich kam nach einer soliden Belgium Tour und einem fokussierten Höhentrainingslager in Livigno nach Polen“, erklärt er. „Die Beine fühlten sich gut an, aber man weiß nie, wie sie nach einem Monat in der Höhe reagieren. Deshalb hat mir ein Top-10-Rang, nur etwas über zehn Sekunden vom Podium entfernt, enormes Selbstvertrauen gegeben.“
Die Polen-Runde brachte Frigo zudem eine wichtige Lektion im zielgerichteten Rennfahren. „Ich hatte die Gesamtwertung im Blick, und auf der zweiten Etappe nach Karpacz merkte ich, dass ich mich im letzten Kilometer zu weit hinten befand. Ich hatte die Beine – ich überholte viele Fahrer – landete aber auf Platz 13. Diese Etappe war mental ein Wendepunkt. Ich beendete sie wütend, aber überzeugt, dass ich mehr erreichen kann. Von da an fuhr ich mit deutlich mehr Zielstrebigkeit.“
Frigo hat in diesem Jahr bereits den Giro d'Italia bestritten.
Chancen nutzen, nicht auf Klassifizierung
Mit der nahenden La Vuelta liegt Frigos Fokus auf Etappenerfolgen statt auf einer hohen Gesamtplatzierung. In einem Rennen, das oft von aggressiven Ausreißversuchen und bergigen Unwägbarkeiten geprägt ist, passt diese Strategie perfekt zu ihm. „Als Team ist unser Ziel, Etappensiege zu holen, und ich stehe voll dahinter“, sagt er. „Ich werde meine Chancen nutzen, wenn das Rennen es erlaubt. Ich habe keinen starren Plan – ich will flexibel bleiben und sehen, wie sich das Rennen entwickelt.“
Dieser pragmatische Ansatz zeigt sowohl Reife als auch taktische Flexibilität – Eigenschaften, die sich im Verlauf der Saison stetig geschärft haben. Zwar gibt Frigo frühere Fehler zu, besonders bei Timing und Positionierung in entscheidenden Momenten, doch er sieht sie schnell als notwendige Lernschritte. „Es gab Zeiten – wie in Zakopane – da habe ich meinen Zug wahrscheinlich zu früh gemacht. Aber das gehört zum Prozess. Es sind keine Reuegefühle, sondern Lektionen. Ich weiß, dass ich mich verbessere.“
Der europäische Traum
Frigos Ambitionen gehen jedoch über die spanische Grand Tour hinaus. Seine Form und wie er sie durch die Vuelta trägt, könnten entscheidend dafür sein, ob er die ersehnte Nominierung für die Europameisterschaften in der Ardèche erhält – ein Rennen, das seiner Meinung nach perfekt zu ihm passt.
„Ich habe bereits mit dem Nationaltrainer [Marco Villa] gesprochen und ihm gesagt, dass ich verfügbar bin, wenn meine Form stimmt“, verrät er. „Ich denke, der Parcours in der Ardèche könnte wirklich meinen Stärken entsprechen. Ich würde liebend gern dabei sein – auch als Helfer. Wenn das bedeutet, den ganzen Tag zu arbeiten oder einzuspringen, wenn es nötig ist, bin ich bereit. Ich will einfach wieder das blaue Trikot tragen.“
Villa wird voraussichtlich bei den ersten Etappen der Vuelta in Piemonte anwesend sein – ein frühes Prüfstein für potenzielle Nationalteam-Kandidaten. Frigo kennt die Bedeutung dieses Fensters. „Ich will ihm gleich zu Beginn positive Signale geben. Die Form ist da. Jetzt geht es darum, sie zu zeigen.“
In einer Zeit, in der Italien weiterhin nach der nächsten Generation von GC-Fahrern für Etappensiege sucht, meldet Marco Frigo leise seinen Anspruch an – nicht mit Getöse, sondern mit Durchhaltevermögen, stetigem Wachstum und taktischem Gespür. Die La Vuelta markiert vielleicht nicht das Ende seiner Saison 2025, könnte aber der Startschuss sein. Von den steilen Rampen Asturiens bis zum blauen Trikot der Ardèche: Frigos nächste Schritte werden davon bestimmt, wie gut er jede Chance nutzt – genau das hat er vor.