Jan Ullrich über Tadej Pogacar: „Der Eddy Merckx unserer Zeit“

Wenn sich die Ikonen der Vergangenheit über die Helden der Gegenwart äußern, hat das besonderes Gewicht – vor allem, wenn es sich um jemanden wie Jan Ullrich handelt, den bislang einzigen deutschen Tour-de-France-Sieger. In einem aktuellen Interview, das Eurosport zusammengetragen hat, zeigt sich der 51-Jährige begeistert von Tadej Pogacar – dem zweifachen Tour-Sieger, amtierenden Weltmeister und aktuellen Dominator der Radszene.

„Er ist einfach ein Mega-Talent“, schwärmt Ullrich. Für ihn ist Pogacar mehr als nur ein Ausnahmefahrer – er ist ein Radsport-Phänomen, das in einer eigenen Liga unterwegs ist. „Dieser eine Fahrer, der immer ein bisschen besser ist – der Eddy Merckx unserer Zeit. Pogacar ist seiner Zeit einfach voraus.“

Besonders fasziniert zeigt sich Ullrich von Pogacars Fähigkeit, Grenzen zu verschieben und traditionelle Vorstellungen davon, wie man eine Grand Tour vorbereitet und bestreitet, zu hinterfragen. „Zu meiner Zeit konzentrierte man sich mehr auf einzelne Highlights. Aber er hat letztes Jahr sowohl den Giro als auch die Tour gewonnen – obwohl alle sagten, das sei zu viel“, erklärt der Rostocker anerkennend. Für Ullrich ist das nicht nur ein sportlicher Erfolg, sondern ein Beweis für Pogacars einzigartige physische und mentale Stärke.

Was ihn dabei aber fast noch mehr beeindruckt als die Ergebnisse selbst, ist Pogacars Haltung. „Er geht das alles mit so viel Freude und Leichtigkeit an. Für den Radsport ist es unglaublich, einen Tour-Sieger bei Paris-Roubaix um den Sieg kämpfen zu sehen.“ Ullrich ist sich sicher, dass Pogacar auch dort früher oder später triumphieren wird – denn „er erreicht alles, was er sich vornimmt“.

Und trotz all der Erfolge bleibt für Ullrich klar: Pogacar ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. „Er ist der Top-Favorit für die kommende Tour – aber im Radsport kann alles passieren“, warnt Ullrich mit dem Wissen eines erfahrenen Grand-Tour-Veteranen.

Abschließend zieht der Tour-Sieger von 1997 noch ein größeres Fazit über den Sport im Wandel: „Der Radsport heute ist ein völlig anderer als zu meiner Zeit. Training, Ernährung, Technik – alles ist moderner. Die heutige Generation ist uns meilenweit voraus.“

Worte voller Respekt – von einem Champion über einen anderen.