„Ich will, dass er der nächste Thibaut Pinot wird“: Bahrain-Sportdirektor erwartet Lenny Martinez in einigen Jahren ganz oben

Die Verantwortlichen von Bahrain - Victorious können mit dem Verlauf der Saison 2025 nicht zufrieden sein. Das relativ junge Team blieb in den wichtigsten Rennen hinter den Erwartungen, sodass die Ergebnislast beim erfahrensten Mann lag: Damiano Caruso rettete die Bahrain-Bilanz mit einem Top-5-Ergebnis beim Giro d’Italia. Für Neuzugang Lenny Martinez war es ein Lehrjahr in einem neuen Umfeld, in dem er nach dem dramatischen Zerwürfnis mit Groupama - FDJ die Freude am Radfahren wiederfand. Sein 2. Gesamtrang bei der Tour de Romandie zeigt, dass sein Potenzial ungebrochen ist.

Im Ranking 2025 landete Bahrain als Zehnter im Mittelfeld der WorldTour, jedoch näher an den ProTeams als an den Top 5 der Welt. Die Kaderumbrüche bleiben dennoch moderat. Die spannendsten Neuzugänge sind Attila Valter, Alec Segaert und Jakob Omrzel, die Fred Wright, Jack Haig und Torstein Traeen ersetzen.

Das deutet darauf hin, dass der Fokus weiterhin klar auf Gesamtwertungen liegt: Antonio Tiberi, Lenny Martinez, Santiago Buitrago, Damiano Caruso und Pello Bilbao sind allesamt Fahrer mit Top-5-Potenzial bei einer Grand Tour. Während Omrzel langfristig den zum Ende 2026 zurücktretenden Caruso beerben könnte, hofft Bahrain-DS Milan Erzen, dass Martinez die Herausforderung schon in dieser Saison annimmt.

„Lenny steht seit vier Jahren auf meiner Liste“, sagt er gegenüber Cyclism'Actu über die „Entdeckung“ von Martinez. „Ich verfolge ihn seit seinen Juniorenjahren sehr genau und war beeindruckt. Ich habe sogar mit seinem Agenten gesprochen, als er von den Junioren in die U23 gewechselt ist.“

Bei Bahrain zweifelt niemand daran, dass der 22-Jährige als Klassementfahrer durchstartet: „Lenny hat ein enorm hohes Potenzial, ein Grand-Tour-Fahrer zu werden. In diesem Jahr hat er in fast jeder Rundfahrt, die er bestritten hat, eine Etappe gewonnen. Das zeigt, dass er das Niveau für solche Rennen hat.“

Laut Erzen verlief die Integration von Martinez ins Team reibungslos: „Es war für ihn kompliziert, weil alles völlig anders war, keine französischen Fahrer im Team, aber ich finde, er hat sich sehr gut angepasst.“

Frankreich wartet seit Bernard Hinaults fünftem Triumph 1985 auf einen Toursieg. Die Vorgängergeneration um Thibaut Pinot und Romain Bardet war zeitweise nah dran, doch der Team-Sky-Zug dominierte das vergangene Jahrzehnt. Beendet Martinez die Durststrecke?

„Als er mich fragte, was ich von ihm erwarte, war mein Plan, dass er in den nächsten zehn Jahren der beste französische Fahrer wird. Er fragte: ‚Wie Thibaut Pinot?‘, und ich sagte ja. Frankreich hat viele andere Talente, aber ich denke, Lenny gehört dazu“, sagt der slowenische DS selbstbewusst.

Dass er noch kein großes Rennen gewonnen hat? „Wir müssen bedenken, dass Lenny 22 Jahre alt ist; er muss seine Persönlichkeit noch entwickeln. Manche Fahrer sind mit 20 schon reif, andere brauchen mehr Zeit. Das ist nichts, was wir nicht korrigieren könnten.“

Für 2026 ist das große Ziel die Tour de France, erneut ohne Gesamtambitionen. „Natürlich wird er die Tour de France fahren, ohne Erwartungen an die Gesamtwertung. Wir wollen ihn noch ein Jahr an das größte Rennen der Welt heranführen, denn es gibt viel Stress und Medienaufmerksamkeit. Selbst Freunde im Feld, die für ihn da sind, können manchmal zusätzlichen Druck bedeuten“, schließt Erzen.