Die letzte Bergetappe der
Tour de France war nicht nur sportlich anspruchsvoll, sondern auch emotional aufgeladen. In der Ausreißergruppe des Tages knisterte es spürbar – besonders zwischen
Jordan Jegat (TotalEnergies) und
Simone Velasco (Astana Qazaqstan Team). Der Franzose hatte offenbar mit massiver Gegenwehr zu kämpfen, als er sich in die Spitzengruppe schob – nicht alle Mitstreiter waren mit seiner Anwesenheit einverstanden. Besonders Velasco soll dabei verbal ausfällig geworden sein.
„
Nur Velasco hat mich beleidigt. Ich spreche kein Italienisch, aber ich verstehe sehr gut, was er gesagt hat“, erklärte Jegat im Ziel. „Es wird viel über gelbe Karten geredet – heute hat er eine verdient.“ Jegat ließ sich davon nicht beirren. Mit einer kämpferischen Leistung auf dem hügeligen Terrain rund um Pontarlier machte der 26-Jährige sechs Minuten auf das Hauptfeld gut und verdrängte Ben O’Connor aus den Top 10 der Gesamtwertung – ein herausragendes Resultat für
TotalEnergies und der bisher größte Erfolg seiner Karriere.
Stürze überschatten das Finale
Im Finale wurde die französische Hoffnung jedoch doppelt erschüttert. Romain Grégoire (Groupama-FDJ), der ebenfalls Teil der Fluchtgruppe war, stürzte auf einer technisch schwierigen Abfahrt zusammen mit Iván Romeo (Movistar) und musste seinen Traum vom Etappensieg begraben. „Bis zu diesem Sturz hatte ich alles richtig gemacht. Ich hatte ein gutes Gefühl, es war noch mehr zu tun. Ich habe auch den Fehler gemacht. Wenn Romeo nicht stürzt, kann ich mich vielleicht noch retten“, so ein sichtlich enttäuschter Grégoire. „Angesichts der Leistung von Groves wäre es schwierig gewesen, ihn zu schlagen.“
Iván Romeo, einer der aktivsten Fahrer der Etappe, hatte wenig später seine eigene Erklärung parat – geprägt von Frust und Selbstkritik: „Ich weiß nicht, ob es dumm war, aber man muss Risiken eingehen, wenn man eine Etappe bei der Tour gewinnen will. Durch den Regen und die Brille konnte ich nichts sehen, ich wusste nicht, dass die Kurve so scharf war. Ich bin gestürzt. Ich habe das Auto gebeten, mich zu warnen.“
Der 21-Jährige aus Valladolid gab sich dennoch kämpferisch: „Heute denke ich, dass ich der Erste hätte sein können. Ich fühlte mich sehr, sehr gut. Ich wollte am letzten Anstieg angreifen. Am Ende – na ja, nichts. Eine Menge zu lernen.“ Trotz des bitteren Endes blieb auch Platz für Ironie: „Ich hoffe, dass jemand mein Garmin findet, denn ich denke, ich habe mit Sicherheit alles aufgezeichnet.“
Während Groves jubelte, mussten andere an diesem Tag bitteres Lehrgeld zahlen – in sportlicher wie emotionaler Hinsicht. Doch gerade diese Spannungen zeigen, wie viel auf dem Spiel steht, wenn sich eine Grand Tour dem Ende neigt.