Die
Tour de France gilt als härteste Prüfung im Radsport. Drei Wochen, über 3.000 Kilometer und unzählige Höhenmeter bringen selbst die besten Profis an ihre Grenzen. Wer auf das Gesamtklassement fährt, begibt sich in eine noch extremere Dimension: Jeder Tag ist ein Kampf um Sekunden, jeder Anstieg ein Duell mit dem eigenen Körper. Einer, der diese Tortur erlebte, war
Michael Boogerd. Der Niederländer biss sich über die gefürchtetsten Alpen- und Pyrenäenpässe, immer getrieben von der Jagd nach dem kleinsten Vorteil.
„Ich habe es gehasst, die Tour als GC-Fahrer zu fahren. Es ist wirklich brutal. Viele andere sehen das genauso“, sagte Boogerd in einem Interview mit der Wieler Revue. Dass er trotzdem zu den Besten zählte, steht außer Frage: 1998 beendete er die Rundfahrt auf einem herausragenden fünften Platz.
Drei Wochen an der Leistungsgrenze
Boogerd unterstreicht seine Aussage mit dem Beispiel von
Tom Dumoulin, Giro-Sieger 2017. Der Niederländer beendete 2022 völlig ausgelaugt und ohne Freude seine Karriere. „Tom Dumoulin ist vielleicht das beste Beispiel. Drei Wochen am absoluten Limit – mental wie körperlich – sind unvorstellbar hart. Für mich war das unglaublich schwierig.“
Trotz aller Qual blickt Boogerd ohne Reue zurück. Seine Top-5-Platzierung reiht er bis heute neben seine beiden Tour-Etappensiege und den Triumph beim Amstel Gold Race ein. Doch noch einmal würde er diesen Weg nicht gehen. „Ich betrachte das als Höhepunkt meiner Karriere. Aber ich war in den letzten drei Tagen völlig zerstört. Hätte es am letzten Wochenende noch eine Bergetappe gegeben, wäre ich Zehnter geworden. Drei Wochen konstant stark zu sein, ist einfach brutal.“
Nach Dumoulins Rücktritt fehlte niederländischen Fans lange ein Fahrer mit GC-Ambitionen. Hoffnung macht nun
Thymen Arensman. Für Boogerd könnte der 25-Jährige das Erbe antreten – auch wenn er ihn lieber in einem
anderen Teamtrikot sehen würde. „Ich bin gespannt, wie er das in Zukunft meistern wird. Das Potenzial ist da.“