Der Giro d’Italia setzt seine internationale Expansion fort. Nach Ungarn und Albanien könnte nun Bulgarien Gastgeber des prestigeträchtigen Grand Départ 2026 werden. Das bestätigte das bulgarische Tourismusministerium in einer überraschenden Ankündigung.
In den letzten Jahren suchte sich der Giro immer wieder ungewöhnliche Startorte weit entfernt von Italien. Die Niederlande empfingen den Auftakt bereits 2010 und 2016, 2014 startete die Rundfahrt in Großbritannien. 2018 reiste das Peloton erstmals bis nach Israel, ehe in den 2020er-Jahren Ungarn und zuletzt Albanien die ersten Etappen austrugen. Dass Bulgarien nun als möglicher Austragungsort genannt wird, überrascht weniger wegen der geografischen Entfernung, sondern eher aufgrund der bislang geringen Bedeutung des Landes in der internationalen Radsportszene.
Wie schon in Albanien könnte dies jedoch kein Hindernis für die Organisation darstellen. Ursprünglich deuteten alle Zeichen auf Triest als Startort für 2026 hin, wo auch die Weltmeisterschaften stattfinden sollten. Doch die Pläne scheinen sich geändert zu haben: Die bulgarischen Minister für Tourismus und Sport, Miroslav Borschow und Ivan Peschew, erklärten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz, dass die Regierung grünes Licht für die finalen Verhandlungen gegeben habe. Vorgesehen ist ein dreitägiger Auftakt in Bulgarien.
Brisant ist das Timing der Ankündigung. Nur einen Tag zuvor hatte die UCI den Präsidenten und Vizepräsidenten des bulgarischen Radsportverbandes, Evengiy Balev Gerganov und Danail Petrov Angelov, wegen Verletzung grundlegender Prinzipien, Interessenkonflikten sowie mangelndem Schutz der körperlichen und geistigen Unversehrtheit von ihren Ämtern enthoben. Beide erhielten ein zweijähriges Berufsverbot und Geldstrafen von 10.000 beziehungsweise 5.000 Schweizer Franken. Dass die bulgarische Regierung die Pläne unmittelbar nach dieser Suspendierung präsentierte, könnte darauf hindeuten, dass die personellen Konsequenzen eine Voraussetzung für die Fortführung der Gespräche mit den Giro-Organisatoren waren.