Vier Jahre nach seinem Triumph beim Giro d’Italia 2021 kehrt
Egan Bernal zurück zur Corsa Rosa – nicht als Topfavorit, sondern als gereifter Kämpfer mit neu gewonnener Leidenschaft. Der schwere Trainingssturz im Januar 2022 hatte seine Karriere an den Rand des Endes gebracht. Doch nun steht der Kolumbianer wieder an der Startlinie eines Grand Tours, optimistisch und voller Motivation.
„Ich glaube immer noch daran, und das ist meine Hoffnung. Ich werde weiterhin besser – und vor allem habe ich wieder Spaß am Radfahren, mehr als damals, als ich den Giro gewonnen habe“, erklärte Bernal bei der Teampräsentation in Tirana. Die Worte des 27-Jährigen klingen nicht nach Zweckoptimismus, sondern nach echter Zuversicht.
Seine Vorbereitung absolvierte er in seiner Heimat Kolumbien – in der Höhe, auf über 2.600 Metern. „Das war mehr als genug. Ich habe gut trainiert, mit hoher Qualität. Es war eine normale, aber sehr konzentrierte Vorbereitung“, so Bernal. Trotz eines Sturzes beim Saisonstart in Spanien kommt er mit solider Form zum Giro: Zwei nationale Meistertitel – im Einzelzeitfahren und Straßenrennen – und ein siebter Platz bei der Katalonien-Rundfahrt sprechen für sich.
Bei
INEOS Grenadiers teilt er sich die Kapitänsrolle mit
Thymen Arensman. „Er ist superstark, ein großartiger Fahrer mit viel Potenzial“, lobte Bernal seinen niederländischen Teamkollegen. „Ich bin auch da, um ihm zu helfen. Wir haben viele Optionen – wir müssen unsere Chancen suchen und nutzen.“ Der britische Rennstall reist mit einer vielseitigen Mannschaft an, die sowohl im Hochgebirge als auch in hektischen Etappen Akzente setzen kann.
Dass Bernal nur zehn Renntage in den Beinen hat, sieht er gelassen. Viel wichtiger sei für ihn, dass Körper und Geist im Einklang sind. Und genau das scheint der Fall zu sein. Mit dem kolumbianischen Meistertrikot auf den Schultern will er nicht nur präsent sein, sondern auch um ein starkes Ergebnis kämpfen.
Ein erneuter Gesamtsieg ist vielleicht nicht das primäre Ziel – doch ein Platz unter den besten Zehn scheint für Bernal im Bereich des Möglichen. Und wer weiß: Wenn der einstige Tour-Sieger seine alte Kletterform wiederfindet, könnte es für die Konkurrenz gefährlich werden. Egan Bernal ist zurück – nicht als der Gleiche, aber vielleicht als ein noch stärkerer Mensch.