DISKUSSION Renewi Tour Etappe 1 und Deutschland Tour Prolog | Ist Tim Merlier derzeit der beste Sprinter? War Soren Waerenskjolds Sieg eine große Überraschung?

Radsport
Mittwoch, 20 August 2025 um 21:30
merlier
Sowohl die Renewi Tour als auch die Deutschland Tour starteten heute – in Belgien mit einer komplett flachen Etappe, in Deutschland mit einem Prolog.
In Belgien setzte sich früh eine siebenköpfige Ausreißergruppe ab, bestehend aus Robert Stannard, Max Walker, Jelte Krijnsen, Siebe Deweirdt, Milan Lanhove, Axandre van Petegem und Andreas Stokbro. Trotz guter Zusammenarbeit konnte die Gruppe aufgrund des hohen Tempos im Peloton keinen großen Vorsprung herausfahren und wurde noch weit vor dem Ziel eingeholt.
Anschließend folgten einige Gegenbewegungen: Eine 16-köpfige Gruppe mit starken Fahrern wie Paul Magnier und Tibor del Grosso konnte sich absetzen, ihr Vorsprung überschritt jedoch nie eine Minute. Die Ausreißer kämpften verbissen um den Sieg, doch das Peloton schlug ihre Hoffnungen unter 5 km vor dem Ziel nieder.
Im Massensprint war Tim Merlier klarer Favorit, da Jasper Philipsen und Jonathan Milan fehlten. Der Belgier machte seinem Ruf alle Ehre und sicherte sich den Sieg vor Arnaud de Lie und Juan Sebastián Molano.
In Deutschland endete die erste Etappe traditionell mit dem Prolog, den Søren Wærenskjold für sich entschied. Der Norweger setzte sich hauchdünn gegen das britische Nachwuchstalent Samuel Watson durch. Große Namen wie Wout van Aert, Jonathan Milan oder Matthew Brennan konnten dem Norweger nicht gefährlich werden – Wærenskjold ergänzte seine Palmarès damit um einen prestigeträchtigen Sieg.
Nach den Etappen haben wir einige unserer Autoren gebeten, ihre Gedanken und wichtigsten Erkenntnisse zum heutigen Renntag zu teilen.

Carlos Silva (CiclismoAtual)

Die Etappe der Renewi Tour wurde durch die Ausreißergruppe belebt, wobei das Highlight beim goldenen Kilometer stattfand: Rui Oliveira sicherte sich dort Bonussekunden, die ihm am Ende des Tages Platz zwei in der Gesamtwertung einbrachten. Die Ausreißer zeigten eine starke Leistung, doch das Peloton ließ ihnen nie viel Spielraum und hielt den Vorsprung unter einer Minute.
Pech hatten einige Sprinter fünf Kilometer vor dem Ziel, als es zu Stürzen kam – das nahm der ohnehin spannenden Endphase etwas von der Dramatik. Tim Merlier ging nicht als erster in den Sprint, zeigte aber seine Stärke und sicherte sich souverän den Sieg.
Arnaud de Lie lieferte ebenfalls einen starken Sprint ab und zog in den letzten Metern noch an Juan Sebastián Molano vorbei. Unterstützt wurde er hervorragend von dem Portugiesen António Morgado, der ihn perfekt für den Endspurt positionierte. Dennoch fehlten de Lie die Kräfte, um den europäischen Meister Merlier zu schlagen.
Merlier

Víctor LF (CiclismoAlDía)

Beide Auftaktetappen – die erste Etappe der Renewi Tour und der Prolog der Deutschland Tour – boten spannende Einblicke. In Belgien war Tim Merlier als Sieger erwartet, doch das eigentliche Interesse galt der Art und Weise, wie er den Erfolg erzielte.
Die Ausreißergruppe mit Paul Magnier, Tibor del Grosso, Gianni Vermeersch, Mikel Teunissen und Co. sorgte für zusätzliche Würze im Rennen. Letztlich wollten die Favoriten Paul Magnier, der schnellste der Gruppe, nicht schlagen lassen. Dies nutzte Soudal Quick-Step perfekt aus, um Merlier den Sieg praktisch auf dem Silbertablett zu servieren.
In Deutschland überraschte Søren Wærenskjold die gesamte Konkurrenz. Als Außenseiter hatte kaum jemand erwartet, dass er Wout van Aert, Jonathan Milan, Kaden Groves und die anderen schnellen und technisch starken Fahrer schlagen würde.
Für das Movistar Team gab es ebenfalls positives zu berichten: Fernando Gaviria erreichte in der Renewi Tour nach einem etwas schwächeren Abschnitt wieder die Top 10. Ivan Romeo zeigt weiter sein Talent und belegt beim Deutschland-Prolog Rang 13 – nur fünf Sekunden hinter Wærenskjold.

Félix Serna (CyclingUpToDate)

In Belgien setzte Soudal Quick-Step heute perfekte Taktik um. Tim Merlier ist der mit Abstand beste Sprinter im Feld, jeder weiß, dass er der Konkurrenz mehrere Schritte voraus ist. Üblicherweise würden die anderen Teams sich weigern, die Verantwortung zu übernehmen, was Soudal gezwungen hätte, das gesamte Team zu opfern.
Stattdessen schickten sie Paul Magnier in die zweite Ausreißergruppe des Tages. So hatten sie keinen Grund, selbst hinterherzuziehen. Sie profitierten sowohl, falls die Ausreißer durchkommen würden – denn Magnier war der schnellste im Feld – als auch, falls das Peloton die Gruppe einholt, wie es am Ende geschah. Ich erwarte, dass sich dieses Szenario morgen wiederholt: Außer unvorhergesehenen Zwischenfällen wie Seitenwind oder Stürzen sollte Merlier leicht gewinnen.
Arnaud de Lie scheint wieder in Topform zu sein, was großartige Nachrichten sind! Nach einem schwierigen Frühjahr sammelte er beim Tour de France solide Leistungen und bringt diese Form nun in die späte Saison. Er zeigte letzte Woche in Hamburg starke Beine und konnte heute nur von Merlier geschlagen werden. Angesichts der hügeligen Strecken der letzten drei Tage gehört er zu den Hauptfavoriten für die Gesamtwertung – gemeinsam mit Mathieu van der Poel.
Picnic PostNL leistete hervorragende Arbeit, um Pavel Bittner in Position zu bringen, doch er hatte nicht die Power für das Podium. Ob er selbst sprinten sollte oder Jakobsen, ist unklar, fest steht: Jakobsen ist längst nicht mehr der Alte. Nach einer erneut schwierigen Saison kam er heute auf einer komplett flachen Etappe fast 14 Minuten nach Merlier ins Ziel – ein deutliches Statement.
In Deutschland kam Samuel Watson dem zweiten Prolog-Sieg der Saison extrem nahe, nach seinem starken Auftritt in der Romandie im April. Watson entwickelt sich immer mehr zum Prologspezialisten: In seiner gesamten Karriere ist er nie schlechter als Dritter in einem Prolog geworden.
Wout van Aert zeigte erwartungsgemäß eine starke Leistung, ebenso wie andere Favoriten wie Brandon McNulty oder Jonathan Milan. Talent Matthew Brennan hätte meiner Meinung nach etwas näher an den Top-Platzierungen landen können, wurde jedoch „nur“ 32. Nach seiner sensationellen ersten Profisaison, in der er alleine mehr Siege holte als einige WorldTour-Teams zusammen, bleibt er für mich der Mann, den es in Deutschland auf die Gesamtwertung zu schlagen gilt.
Und Sie? Was denken Sie über das, was heute passiert ist? Hinterlassen Sie einen Kommentar und beteiligen Sie sich an der Diskussion!
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