Tadej Pogacar hat eingeräumt, dass im Peloton eine gewisse Nervosität herrscht. Nach den anhaltenden Unruhen bei der Vuelta a Espana 2025 fürchten die Fahrer auch beim GP Quebec und in Montréal mögliche Protestaktionen.
Der Slowene, der nach seinem vierten dominanten Tour-de-France-Sieg in Kanada sein Renncomeback gibt, betonte, dass die Ereignisse in Spanien Spuren hinterlassen hätten. Sie hätten die Sorge geweckt, dass Störungen auch andere Stationen des WorldTour-Kalenders betreffen könnten.
„Ich glaube, alle Fahrer haben ein bisschen Angst vor dem, was passieren könnte“, erklärte Pogacar vor dem Rennen am Freitag in Québec. „Wir fahren mit vollem Tempo, wir geben alles – und so etwas kann jederzeit passieren. Im Feld sprechen wir kaum darüber, aber unter Teamkollegen schon. Wenn wir sehen, was bei der Vuelta passiert ist, denken wir, dass es auch hier in Québec, in Montréal oder bei anderen Rennen bis zum Saisonende passieren könnte.“
Die Schatten der Vuelta
Die Vuelta a España 2025 wurde massiv von anhaltenden pro-palästinensischen Protesten gegen Israel – Premier Tech überschattet. Mehrfach durchbrachen Demonstranten die Rennstrecke, erzwangen Etappenänderungen und führten sogar zur Neutralisierung einer kompletten Etappe. Unfälle und Sicherheitsvorfälle warfen zusätzliche Fragen über das fragile Gleichgewicht zwischen Demonstrationsfreiheit und Fahrersicherheit auf.
In Kanada ist es bislang ruhig geblieben, doch die Worte von Tadej Pogacar machen deutlich, dass die Turbulenzen der Vuelta weit über Spanien hinaus nachwirken. Die Sorge vor ähnlichen Szenen bei anderen Rennen hat sich zu einem echten Gesprächsthema innerhalb der Teams entwickelt – auch wenn sie im Peloton selbst kaum offen ausgesprochen wird.
Van Aert schließt sich der Sorge an
Neben Tadej Pogacar ist auch
Wout van Aert beim GP de Québec am Start. Der Belgier teilte die Besorgnis des Tour-Siegers, lenkte den Blick aber zugleich auf die allgemeine Unsicherheit, die den Radsport derzeit begleitet:
„Im Moment sind viele Fahrer besorgt über diese Demonstrationen, aber auch über das, was in der Welt passiert“, sagte Van Aert. „Ich weiß nicht genau, was hier in Kanada passieren wird. Ich hoffe einfach auf ein großartiges Rennen und ein paar unterhaltsame Stunden für alle.“
Van Aerts Worte verdeutlichen ein zentrales Spannungsverhältnis: Die Fahrer wollen sich auf Leistung und Spektakel konzentrieren, können aber die verschärfte Atmosphäre, die den Sport seit den Vuelta-Protesten begleitet, nicht ignorieren.
Ein Peloton auf der Kippe
Für Pogacar und Van Aert geht es nicht um abstrakte Politik, sondern um die unmittelbaren Risiken des Rennsports. Bei den hohen Geschwindigkeiten der WorldTour kann schon ein einziges Hindernis am Straßenrand zur Gefahr werden – nicht nur für die direkt betroffenen Fahrer, sondern für das gesamte Peloton.
Proteste im Radsport gibt es schon länger – von baskischen Unabhängigkeitsaktionen bei der Tour de France bis hin zu Klimademonstrationen in den vergangenen Jahren. Doch die anhaltende, gezielte Art der Störungen bei der Vuelta a Espana 2025 hat das Peloton auf eine Weise verunsichert, wie es nur wenige Ereignisse zuvor geschafft haben.
Wie Pogacar es selbst formulierte: „Wir fahren mit Vollgas, wir geben alles. Das ist ein neues Problem, das auch dir passieren kann.“